Pressemitteilung upm

Das Tagebuch Westfalens

Volkskundler wollen alles wissen über den 18. November 2005

Münster (upm), 13. Oktober 2005

[Mohrmann]
Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann will es wissen: Was machen Sie am 18. November?
Foto: LWL   

Die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) haben am Donnerstag (13.10.2005) in Münster ein für den deutschen Sprachraum einzigartiges Projekt gestartet: Die Forscher rufen alle 8,5 Millionen Menschen in und aus Westfalen auf, am 18. November 2005 Tagebuch zu führen und das Resultat einzuschicken. So wollen die Volkskundler ein möglichst umfangreiches Bild des Alltags zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeichnen.

Das Projekt "Mein 18. November" bildet nach Angaben der Wissenschaftler den Auftakt für eine verstärkte Beschäftigung mit der gegenwärtigen Alltagskultur. Mittlerweile gebe es in der Dokumentation des heutigen Alltagslebens große Lücken. "Was wir heute nicht festhalten, ist morgen vergessen. Wir haben zwar die Ergebnisse einer groß angelegten Umfrage zum Leben vor dem Zweiten Weltkrieg, wenn wir aber nach dem Alltagsleben der Gegenwart gefragt werden, müssen wir nicht selten passen", bedauert Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission für Westfalen und Direktorin des Seminars für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster.

Das soll durch den Schreibaufruf anders werden: Alle Menschen, die in Westfalen und Lippe leben oder sich mit der Region verbunden fühlen, sollen an einem bestimmten, ganz normalen Wochentag, nämlich am 18. November, Tagebuch führen und berichten, wie sie diesen Freitag verbracht haben. Die Idee entstand nach Vorbildern in den Niederlanden und in Skandinavien. Prof. Mohrmann ist sich sicher, dass die bisher bundesweit einmalige Aktion erfolgreich verlaufen wird. In Dänemark hätten beispielsweise 55.000 Menschen auf einen ähnlichen Aufruf reagiert.

Das Mitmachen ist einfach: Jeder Teilnehmer schreibt einen möglichst ausführlichen Bericht über seinen Tagesauflauf, seine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse am 18. November. Jeder wählt das aus, was er selbst für wichtig hält. Wer es besonders gut meint, fügt ein paar Fotos von diesem Tag bei und schickt alles per Post oder E-Mail an die Volkskundliche Kommission.

Anders als in vielen Umfragen soll auf diese Weise jeder Westfale zu den Lebensbereichen befragt werden, in denen er selbst Experte ist. "Das, worauf die Menschen von selbst zu sprechen kommen, sind die Themen, die sie wirklich beschäftigen", meint Projektmitarbeiter Dr. Lutz Volmer. "Keiner muss fürchten, dass etwas zu banal ist, um aufgeschrieben und festgehalten zu werden. Wichtig ist nur, dass jeder selbst und über sein Leben schreibt", präzisierte Volmer die Teilnahmebedingungen.

Dabei wollen die Volkskundler nicht nur den Tagesablauf in allen Details kennen lernen, sondern auch herausfinden, wie die Menschen sich während des Tages gefühlt haben. "Zum Beispiel interessiert uns nicht nur, was die Westfalen und Lipper an diesem Tag im Fernsehen gesehen haben, sondern auch, was sie über das Programm denken, ob sie allein vor dem Fernseher sitzen und ob sie sich über das Programm unterhalten", so Volmer.

Dass nicht jeder solche sehr persönlichen Angaben anderen, unbekannten Menschen mitteilen möchte, wissen die Volkskundler. Daher werden auch anonyme Briefe oder Mails entgegen genommen. Um die Berichte einordnen zu können, sollten aber Rahmendaten wie Geburts- und Wohnort, Beruf, Alter und Geschlecht vermerkt sein.

Weitere Informationen unter Telefon 0251 83-24404 und im Internet www.mein18november.de. Die Berichte sollen ab dem 18. November an folgende Adresse geschickt werden: "Mein 18. November", Scharnhorststraße 100, 48151 Münster. Einsendungen per E-Mail gehen an: briefe@mein18november.de.

Mein 18. November