Pressemitteilung upm

Wie hoch ist die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall?

Münstersche Epidemiologen passten internationale Risikotabellen an nationale Verhältnisse an

Münster (upm), 25. Oktober 2005

Vorbeugung ist bekanntlich die beste Medizin. Dies gilt insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die nach wie vor mit Abstand die häufigste Todesursache in den westlichen Industrienationen darstellen. So könnte durch eine rechtzeitige gezielte Behandlung der klassischen Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und erhöhter Cholesterinspiegel, sowie durch ein Einstellen des Rauchens das Auftreten von Herzinfarkt oder Schlaganfall drastisch reduziert werden. Eine wichtige Hilfe für den behandelnden Arzt in Deutschland zur optimalen Betreuung seiner Patienten stellen dabei neue, speziell die Situation hier zu Lande berücksichtigende Risikotabellen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology =ESC) dar. Sie erlauben eine Abschätzung des individuellen Risikos eines Patienten, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen tödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, und damit eine rechtzeitige Einleitung präventiver therapeutischer Schritte.

Die Anpassung der ursprünglich auf amerikanischen Daten beruhenden Risikotabellen speziell an die Situation in Deutschland erfolgte durch das europäische SCORE (Systematic Coronary Risk Evaluation) Projekt (Leitung: Ian Graham, Dublin) und das SCORE Deutschland Projekt (Leitung: Ulrich Keil, Münster) . Wie Prof. Keil, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM), erklärt, war eine Überarbeitung der bisher von der ESC zur Risikoabschätzung empfohlenen Tabellen, die auf Daten der so genannten Framingham-Studie, einer großen Herzkreislauf-Studie in den USA, basieren, dringend erforderlich. Denn diese bilden die Verhältnisse in Europa nicht richtig ab. So werden damit die Risiken von Männern und Frauen in Deutschland erheblich überschätzt. Da das Herzkreislauf-Risiko jedoch auch innerhalb Europas unterschiedlich ist, werden zur Zeit im Rahmen des "Heart SCORE-Projektes" der ESC länderspezifische Tabellen entwickelt. Nach Schweden ist Deutschland jetzt das zweite europäische Land, in dem die Anpassung an nationale Daten erfolgt ist und das damit über eigene Risikotabellen verfügt.

Die SCORE-Deutschland-Risikotabellen fußen auf Daten des europäischen SCORE Projektes, auf Mortalitätsdaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Deutschland, sowie Risikofaktorendaten des Bundes-Gesundheitssurveys von 1998, die laut Keil repräsentativ für die gesamte Bundesrepublik sind. Die neuen Tabellen erlauben es in der klinischen Praxis, ohne großen Aufwand das Risiko eines Patienten für eine tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung im Verlauf der nächsten zehn Jahre anhand von Alter, Geschlecht und den klassischen Risikofaktoren Rauchen, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette vorherzusagen. Bis Ende des Jahres soll auch ein entsprechendes Computerprogramm vorliegen, das dem Arzt eine entsprechende Risikoabschätzung auch am Bildschirm erlaubt. Nähere Informationen über "SCORE Deutschland" und eine Anleitung zur Benutzung der Risikotabelle gibt es im Internet auf den Seiten des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin des UKM, http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/epi/.

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin