Pressemitteilung upm

Botulinum in der Augenheilkunde

Fortbildungsveranstaltung am Universitätsklinikum Münster

Münster (upm), 25. Oktober 2005

Möglichkeiten und Grenzen der Botulinumtoxin-Anwendung in der augenärztlichen Praxis stehen am Mittwoch, 26. Oktober 2005, im Mittelpunkt einer großen Fortbildung der Augenklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM. Rund 120 Augenärztinnen und -ärzte aus Westfalen und den angrenzenden Bezirken werden zu dieser in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband für Augenärzte durchgeführten Veranstaltung erwartet. Leiter der Veranstalter ist Augenklinik-Direktor Prof. Dr. Holger Busse unter Mitarbeit von Oberärztin Dr. Ulrike H. Grenzebach, Leiterin der Abteilung für Orthoptik an der Augenklinik des UKM.

Botulinumtoxin ist das derzeit stärkste bekannte Gift, das seine Bekanntheit tödlich verlaufenden Lebensmittelvergiftungen durch das Bakterium Clostridium botulinum verdankt. Heute wird es im wesentlichen therapeutisch bei Erkrankungen, die mit einer motorischen Übererregbarkeit einhergehen genutzt. Ende der siebziger Jahre arbeitete der Augenarzt Scott in San Francisco an der Nutzung des Medikamentes in der Schielbehandlung. Einige Jahre später kam die Behandlung von Lidkrämpfen hinzu.

An der Augenklinik in Münster wird die Behandlung von Lidkrämpfen bereits seit bald 15 Jahren in einer von Dr. Grenzebach geleiteten Spezialambulanz praktiziert und erfolgreich durchgeführt. Allerdings hat der Bekanntheitsgrad dieser Behandlung in der Bevölkerung erst in den letzten fünf bis zehn Jahren zugenommen, obwohl es auch heute immer noch Betroffene gibt, die erst heute zur Erstbehandlung nach jahrelangem Leiden von dieser Behandlungsmethode erfahren. Das Auftreten von Lidkrämpfen führt zu auffälligen Gesichtzuckungen, die den Betroffenen in seinem sozialen Umfeld stigmatisieren und ausgrenzen. Darüber hinaus ist der Krampf schmerzhaft und führt nach Worten Grenzebachs in wechselndem Ausmaß zur Beeinträchtigung der Sehfunktion, im schlimmsten Falle sogar bis zur funktionellen Erblindung.

Medikamentöse und operative Behandlungsversuche bleiben nach Angaben der münsterschen Augenärztin weit hinter den Ergebnissen der Botox-Behandlung zurück. Allerdings setzt der Erfolg erst einige Tage nach der Injektion ein. Seine Wirkungsdauer ist auf zwei bis drei Monate limitiert. Danach muss die Behandlung wiederholt werden. Auf augenärztlichem Gebiet kann Botulimum-toxin laut Grenzebach darüber hinaus zur vorübergehenden Linderung von Augenbewegungsstörungen mit Doppelbildern, zur besseren Abheilung von nicht-bakteriellen Hornhautgeschwüren des Auges, bei Mitbewegungen der Gesichtsmuskulatur nach Schädigungen oder Durchtrennungen des Gesichtsnerven oder bei "Krokodilstränen", einer abnormen Tränenproduktion bei Kaubewegungen, ebenfalls vermittelt durch Fehlregenerationen des Fazialisnerven, eingesetzt werden.

Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung spricht Dr. Arndt Carrette, von der Firma Allergan Ettlingen über die Entwicklung, pharmakologischen Eigenschaften und Wirkungsmechanismen von Botulinum-toxin. Dr. Tanja Kauffmann-Mühlmeyer, Fachärztin und Funktionsoberärztin der Augenklinik des UKM berichtet über den Einsatz von Botulinum-toxin im Rahmen der Behandlung von Lidkrämpfen an der Augenklinik Münster. Prof. Dr. Peter Roggenkämper, Leiter der Abteilung für Schielbehandlung an der Universität Bonn war der erste, der Botox-Injektionen in Deutschland durchführte. Er gilt als Pionier auf diesem Gebiet besitzt die umfangreichste Spezialambulanz Deutschlands und ist ein Experte im Einsatz von Botox. Er wird über Problemfälle berichten. Privatdozent Dr. Stefan Evers, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie, spricht über die Anwendung des Medikamentes bei neurologischen Erkrankungen. Zum Schluss spricht Dr. Grenzebach über alternative Einsatzmöglichkeiten, Hornhautgeschwüre, Störungen der Gesichtsmuskulatur mit unerwüschter Überaktivität nach Verletztungen oder Operationen und über Möglichkeiten der Behandlung aus kosmetischer Indikation

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