Pressemitteilung upm

"Niemals zögern - Notruf wählen"

Öffentliche Informationsveranstaltung des Herzzentrums Münster rund um das Thema Herzinfarkt

Münster (upm), 03. November 2005

Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland fast 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Mehr als die Hälfte der Betroffenen überlebt den Infarkt nicht. Ein wesentlicher Grund für die trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten jährlich rund 170.000 Herzinfarkt-Todesfälle liegt darin, dass Betroffene und ihre Angehörigen charakteristische Warnsymptome zu lange ignorieren. Dies erklärt, dass immerhin jeder dritte Patient stirbt, bevor er die Klinik erreicht. Um die hohe Zahl der Herzinfarkt-Todesopfer zu senken, kommt es daher nach Worten von Prof. Dr. Günter Breithardt, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik C (Kardiologie und Angiologie) des Universitätsklinikums Münster (UKM), entscheidend darauf an, die so genannte Prähospitalphase, das heißt die Zeit vor Aufnahme in die Klinik, deutlich zu verkürzen. "Herzinfarkt? Niemals zögern - Notruf wählen" lautet so am 9. November 2005 auch das Motto einer großen Informationsveranstaltung rund um das Thema Herzinfarkt, mit der sich das Herzzentrum Münster an der diesjährigen "Woche des Herzens" der Deutschen Herzstiftung beteiligt.

Ziel der von 17.30 bis 20 Uhr im Hörsaal L 20 im Lehrgebäude des Zentralklinikums (Albert-Schweitzer-Straße 21) stattfindenden Veranstaltung ist es, Patienten, Angehörige und sonstige Interessierte über Ursachen und Symptome sowie das richtige Vorgehen bei Verdacht auf einen Herzinfarkt zu informieren. Gleichzeitig werden den Teilnehmern gängige Therapieverfahren vorgestellt, die am Uniklinikum eingesetzt werden. Auf dem Programm stehen nach einer Einführung in die Thematik durch Prof. Breithardt vier Vorträge, in denen Mitarbeiter des Herzzentrums Münster allgemeinverständlich erläutern, wie es überhaupt zu einem Herzinfarkt kommt, welche Symptome auftreten können, wie wichtig eine schnellstmögliche Benachrichtigung des Notarztes ist und welche Maßnahmen dieser im Rahmen der Erstversorgung ergreift, was anschließend in der Klinik für den Patienten getan wird und welche unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten dort zur Verfügung stehen und wo die jeweiligen Vorteile liegen. Freilich sollen die Teilnehmer auch ausreichend Gelegenheit haben, Fragen zu stellen und mit den Ärzten des Herzzentrums ins Gespräch zu kommen.

Wie bei dem "Herzseminar für Patienten" immer wieder deutlich werden wird, ist der Faktor Zeit Dreh- und Angelpunkt für eine wirksame Infarktbekämpfung. Wer Warnzeichen, wie Schmerzen oder Engegefühl in der Brust, Luftnot oder auch Übelkeit, auf die leichte Schulter nimmt oder sich vielleicht scheut, mitten in der Nacht wegen einer vermeintlichen Bagatelle den Notarzt zu alarmieren, riskiert womöglich sein Leben. Nachdrücklich warnen die Mediziner auch davor, bei entsprechenden Symptomen erst einmal den Hausarzt zu konsultieren. Dabei kann wertvolle Zeit verloren gehen. "Je länger man wartet, desto größer ist die Gefahr, den Infarkt nicht zu überleben oder massive Schäden am Herzen zu erleiden", betont Privatdozent Dr. Christian Bruch von der Medizinischen Klinik C des UKM, der die Veranstaltung am 9. November organisiert. Schnelles Reagieren lohnt sich, denn bei rechtzeitiger medizinischer Versorgung ist die Prognose heute sehr gut. Denn die Sterblichkeit im Krankenhaus konnte in den letzten 20 Jahren durch verbesserte Behandlung, wie Ballonaufdehnung oder Fibrinolyse, das heißt die medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels, deutlich gesenkt werden.

Obwohl Mediziner immer wieder darauf hinweisen, dass bei Verdacht auf Herzinfarkt umgehend der Notruf 112 gewählt werden sollte, wird dieser Rat nicht entsprechend beherzigt. Im Gegenteil hat die Prähospitalzeit laut Breithardt sogar noch zugenommen: 1995/96 betrug sie 166 Minuten, 2001/2002 bereits 190 Minuten und 2003 sogar 201 Minuten. Selbst Patienten, die bereits einen Infarkt erlitten und Eingriffe am Herzen hinter sich haben, nehmen die Warnsymptome allem Anschein nach nicht ernster. "Gerade Patienten mit früherem Herzinfarkt und bekannter Herzkranzgefäß-Erkrankung sowie mit klassischen Risikofaktoren wie Zuckerkrankheit oder hohem Blutdruck neigen dazu, erst verzögert Hilfe zu suchen", bedauert Breithardt. Deshalb sein nachdrücklicher Appell: "Niemals zögern - Notruf wählen - 112".

Herzzentrum Münster