Pressemitteilung upm

Genauerer Blick auf das kindliche Herz im Mutterleib

Gewebe-Doppler-Sonographie an der Frauenklinik des UKM eröffnet neue Perspektiven

Münster (upm), 15. November 2005

[Doppler]
Am Bildschirm lässt sich die Muskelarbeit des Herzens genau verfolgen und auswerten: (v.l.) Oberarzt Dr. Johannes Steinhard, leitende MTA Christiane Becker und Oberarzt Dr. Jörg Heinig aus der "Fetal Cardiac Imaging Research Group".
   

Für eine junge Mutter ist es in der Regel ein bewegendes Erlebnis, bei einer Ultraschall-Untersuchung auf dem Monitor zum ersten Mal das schlagende Herz ihres ungeborenen Kindes zu beobachten. Um die Entwicklung des Kindes im Mutterleib zu beurteilen und eventuelle Störungen frühzeitig zu erkennen, ist dieses bildgebende Verfahren aus der modernen Schwangerschaftsvorsorge nicht mehr wegzudenken. Gleichwohl stößt die herkömmliche Ultraschall-Technologie bisweilen auch an ihre Grenzen, so etwa bei der Diagnostik von Herzfehlern. Die Frauenklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) verfügt seit neuestem über ein innovatives Verfahren, mit dem die Bewegung von Gewebe und damit auch das Zusammenziehen des Herzmuskels sichtbar gemacht und gemessen werden kann. Daraus können wichtige Rückschlüsse auf mögliche Funktionsstörungen des kindlichen Herzens gezogen werden.

Gewebe-Doppler-Sonographie nennt sich dieses junge Verfahren, das bislang erst in wenigen Kliniken experimentell eingesetzt wird. Allerdings ist der Einsatz dort auf die Erwachsenen-Kardiologie beschränkt. Innerhalb der Pränatalmedizin ist die Frauenklinik des UKM weltweit eine der wenigen Einrichtungen, die diese Methode anwendet - allerdings bislang noch nicht in der klinischen Routine, da die positiven Effekte erst durch nähere Studien bestätigt werden müssen. Erste Ergebnisse wurden jetzt auf einem internationalen Kongress in Genf vorgestellt. Nach Überzeugung von Oberarzt Dr. Johannes Steinhard, Leiter des Bereichs Pränatale Medizin am UKM, eröffnet diese Methode neue Perspektiven in der Überwachung des Ungeborenen. Die Doppler-Sonographie selbst ist in der Schwangerschaftsvorsorge freilich nichts Neues: Sie kommt neben der normalen Ultraschall-Untersuchung dann zum Einsatz, wenn ein Verdacht auf eine krankhafte Veränderung im kindlichen Organismus vorliegt und näher abgeklärt werden soll. Allerdings ist die klassische Doppler-Sonographie lediglich in der Lage, den Blutfluss darzustellen. Dadurch ergeben sich zwar schon wichtige Hinweise, die alleine aber für eine präzise Diagnose oft nicht ausreichen.

Die Darstellung der Messung der Muskelarbeit des Herzens bietet hier ganz neue Perspektiven. Vor dem Hintergrund der großen Zahl von Kindern, die mit einem angeborenen Herzfehler oder anderen Funktionsstörungen des Herzens zur Welt kommen, ist das Wissen um eine solche Erkrankung von großer Bedeutung. Auch wenn eine vorgeburtliche Behandlung kindlicher Herzschäden noch in den Kinderschuhen steckt, könnten doch Vorkehrungen getroffen werden, die eine vorgeburtliche Schädigung verhindern und die Geburt in einem ausgewiesenen Perinatalzentrum ermöglichen, wo eine umgehende fachliche Betreuung des Babys durch spezialisierte Kinderärzte gewährleistet ist.

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