Pressemitteilung upm

"Deutschland braucht Zuwanderung"

Rita Süssmuth in der Universität Münster über Migrationspolitik

Münster (upm), 14. Dezember 2005

[Süssmuth]
Prof. Dr. Rita Süssmuth bei ihrem Vortrag in der Aula des Schlosses zu Münster
   

"Wir müssen Politik mit Migranten machen und nicht für Migranten." Das war eine der zentralen Botschaften, die Prof. Dr. Rita Süssmuth, ehemalige Bundestagspräsidentin und international anerkannte Expertin zum Thema Migration, rund 300 Zuhörern in der Aula des Schlosses in Münster mit auf den Weg gab. Die CDU-Politikerin war prominenter Gast der Vorlesungsreihe "Zuwanderung und Integration und ihr entwicklungspolitischer Kontext", die Prof. Dr. Paul Kevenhörster und Prof. Dr. Dietrich Thränhardt vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster im Wintersemester veranstalten.

Die langjährige Vorsitzende des Sachverständigenrats für Zuwanderung und Integration der Bundesregierung und Vertreterin in der "Global Commission on International Migration" begann ihren Vortrag mit der Darstellung des verzerrten Migrantenbildes, das in den Köpfen vieler Deutscher noch fest verankert ist. Gleichzeitig räumte sie mit dem Vorurteil auf, dass Deutschland die Einwanderung nicht regelt. "Deutschland ist ein hochgesteuertes Einwanderungsland mit vielen Regeln, Ausnahmebestimmungen und Gesetzen", bilanzierte Süssmuth. Außerdem verdeutlichte sie, dass Deutschland ein Einwanderungs- und kein Rotationsland sei. "Wir haben zu lange keine vernünftige Integration betrieben, weil wir immer dachten, die Einwanderer würden eines Tages wieder in ihre alte Heimat zurückkehren. Und zugleich haben wir es uns sehr bequem gemacht und nicht nachgeschaut, was z.B. in einigen Koranschulen geschieht", resümierte Süssmuth.

In ihren Augen muss sich allerdings auch die Anwerbepolitik ändern. "Der Fokus muss sich auf Hochqualifizierte, Studenten und Unternehmer richten. Zugleich brauchen wir aber Regelungen, die eindeutig sind und auch den Einwanderern Sicherheit verschaffen", forderte die CDU-Politikerin. Deutliche Worte fand sie auch für die "Urangst" der deutschen Gesellschaft, dass die Einwanderer den Deutschen Arbeitsplätze wegnehmen. "Wir haben das Vorranggesetz, welches Deutsche und EU-Bürger bei gleicher Qualifikation vorzieht. Die Angst ist also unbegründet. Wir müssen aber bedenken, dass es für viele Unternehmer ruinös sein kann, wenn sie keine Migranten beschäftigen können." Generell, so stellte Süssmuth fest, seien uns viele Länder, wie z.B. Spanien oder England, im Bereich der Migrationspolitik weit voraus.

Zum Abschluss der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Volkshochschule Münster organisiert wurde, richtete sich Prof. Süssmuth direkt an die zuhörenden Studierenden und legte ihnen nahe: "Suchen sie den Kontakt zu Studierenden anderer Kulturen, denn diese informellen Kontakte sind ein Lehrbrunnen für interkulturelle Kompetenz, die unabdingbar ist".

Nächster Termin der Vortragsreihe ist der 19.Dezember 2005 um 18.15 Uhr im Schloss zu Münster. Prof. Dr. Paul Harris von der Georgia State University in den USA spricht über "Die Einwanderung russischer Juden nach Deutschland. Voraussetzungen und Integrationsperspektive".

Institut für Politikwissenschaft