Pressemitteilung upm

Blütezeit im Botanischen Garten

Schwanenhals-Agave und Welwitschie blühen erstmals seit Jahrzehnten

Münster (upm), 27. Dezember 2005

[Agave]
Prof. Dr. Focke Albers stützt den schweren Blütenstand der Schwanenhals-Agave im Botanischen Garten
Foto: Frie   

Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert blühen im Botanischen Garten der Universität Münster gleichzeitig zwei ungewöhnliche Pflanzen: Die rund 45 Jahre alte "Schwanenhals-Agave" am Eingang des Kanaren-Hauses hat erstmals einen zwei bis drei Meter langen Blütenstand mit zahlreichen kleinen weiß-gelben Blüten gebildet, der sich wegen der Größe und des Gewichts wie ein Schwanenhals immer mehr nach vorne neigt. Noch älter und seltener ist die Welwitschie aus der namibischen Wüste, die zum ersten Mal seit 60 Jahren im Botanischen Garten eine rötliche Blüte gebildet hat.

Prof. Dr. Focke Albers, Leiter des Botanischen Gartens, sieht die seltene Blüte der in Münster vor mehr als vier Jahrzehnten aus Samen gezogenen Schwanenhals-Agave mit dem lateinischen Namen "Agave attenuata" mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Häufig haben diese Pflanzen nach der ersten und einzigen Blütezeit keine Kraft mehr und sterben ab". Ein Weiterleben am Standort ist allerdings gesichert, denn die Schwanenhals-Agave hat rechtzeitig für Tochterpflanzen und Ableger gesorgt. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Mexiko und ist heute auch im Mittelmeerraum und auf den Kanarischen Inseln anzutreffen.

Wenige Meter von der imposanten Agave entfernt, können die Besucher des Botanischen Gartens zur Zeit eine weitere Premiere erleben: Erstmals seit 60 Jahren blüht im Kanaren-Haus eine der ungewöhnlichsten Pflanzen der Erde: die Welwitschie (Welwitschia mirabilis), die in der Natur nur in einem küstennahen Wüstenstreifen Namibias vorkommt. Sie bildet ihr Leben lang nur zwei Blätter, die an der Basis immer weiter wachsen und an der Spitze langsam verdorren. Die Pflanze, deren älteste Exemplare auf rund 1000 Jahre geschätzt werden, zählt zu den nacktsamigen und zweihäusigen Pflanzen und ist unter anderem mit den Nadelbäumen verwandt. Das jetzt erstmals blühende Exemplar des Botanischen Gartens Münster ist sehr viel jünger und wurde hier vor rund sechs Jahrzehnten aus Samen gezogen.

Aber nicht nur wegen der blühenden Agave und Welwitschie lohnt sich zur Zeit ein Besuch des Botanischen Gartens hinter dem münsterschen Schloss. Insbesondere die Gewächshäuser bieten bei winterlichen Außentemperaturen einen angenehmen Aufenthalt, der einen Eindruck von der Pflanzenvielfalt südlicher Länder vermittelt. Ein Blickfang ist dabei die Kanarische Glockenblume (Canarina canariensis) im Kanarenhaus mit ihren auffälligen orangeroten Blüten. Die seltene Pflanze ist in ihrer Verbreitung auf die kanarische Inselgruppe beschränkt und wächst dort in den inzwischen stark dezimierten Lorbeerwäldern in 300 bis 1.500 Metern Höhe.

Der Botanische Garten der Universität Münster im Schlossgarten ist auch in den Weihnachtsferien und über den Jahreswechsel täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Botanischer Garten der Universität Münster