Pressemitteilung upm

Schwer krank und trotzdem im vertrauten Umfeld

Universitätsklinikum Münster bietet neue Weiterbildung für die ambulante Intensivpflege an

Münster (upm), 29. März 2006

[ambulante Intensivpflege]
Dank der Intensivpflege durch einen mobilen Dienst kann dieser beatmungspflichtige Patient die Nachmittage auf seinem eigenen Balkon anstatt in einem anonymen Krankenhauszimmer verbringen.
Foto: "Die Mobile Köln"   

"Beatmungspflichtige und andere schwer kranke Patienten können in vielen Fällen auch zuhause gepflegt werden." Davon ist Lothar Ullrich, Leiter der Weiterbildungsstätte für Intensivpflege & Anästhesie und Pflege in der Onkologie des Universitätsklinikums Münster (UKM), überzeugt. Mit seinen Mitarbeitern hat Ullrich ein Bildungsangebot entwickelt, das Kranken- und Altenpfleger mit mindestens einjähriger Berufserfahrung für die Arbeit in der Intensivpflege im Lebensumfeld des Betroffenen weiterqualifiziert und das in der Stadt Münster und im gesamten Münsterland bislang einzigartig ist. Eine umfangreiche Recherche der Pflegeexperten des Uniklinikums hatte ergeben, dass die meisten Pflegeheime weder personell noch technisch hinreichend ausgestattet sind, um auch schwer pflegebedürftige Patienten aller Altersstufen aufzunehmen. "Gleichzeitig hat ein Viertel aller ambulanten Pflegedienste Interesse signalisiert, das eigene Pflegepersonal in dieser Richtung weiterzuqualifizieren", so Ullrich weiter. "Wir möchten mit unserem neuen Angebot einen Beitrag zur Qualitätssicherung der Intensivpflege zuhause und in Pflegeheimen leisten."

Der Hintergrund: Durch die kontinuierliche Alterung der Bevölkerung und bessere Therapiemöglichkeiten wird der Bedarf an ambulanter Intensivpflege künftig zunehmen. Gleichzeitig steigt der Kostendruck in den Krankenhäusern und damit die Notwendigkeit, für schwer Pflegebedürftige Alternativen zu einem Langzeit-Krankenhausaufenthalt zu finden. "Schwer pflegebedürftig" bedeutet in diesem Zusammenhang: Die zu pflegende Person muss beatmet werden und / oder ist in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit stark beeinträchtigt. Schwere Atemwegserkrankungen, eine Hirnverletzung in Folge eines Unfalls oder auch eine chronische Muskelerkrankung können die Ursache sein. Doch ist dem schwer kranken Patienten und seinen Angehörigen die Pflege zuhause überhaupt zuzumuten? "Die häusliche Umgebung bedeutet für die meisten Betroffenen einen Zugewinn an Lebensqualität", fasst Stefan Wilpsbäumer, pädagogischer Mitarbeiter an der Weiterbildungsstätte für Intensivpflege des Uniklinikums, seine Erfahrungen zusammen. Am Anfang muss ein beatmeter Patient, der zu Hause ist, rund um die Uhr von professionellen Pflegenden betreut werden. Dafür werden fünf Vollzeit-Mitarbeiter benötigt. Die Kosten hierfür liegen bei bis zu 20.000 Euro pro Monat. Dennoch ist dies kostengünstiger als die Betreuung in einem Krankenhaus. Wilpsbäumer: "Insbesondere Eltern sind sehr motiviert, ihr Kind nach Hause zu holen. Häufig gelingt es, die Angehörigen zu schulen und mit der Zeit in die Versorgung zu integrieren, so dass der Pflegedienst sich später teilweise zurückziehen kann."

Wer schwer kranke Menschen im eigenen Lebensumfeld pflegt, benötigt nicht nur umfangreiche pflegerische, medizinische und technische Kenntnisse. Er muss auch soziale Fähigkeiten und kommunikatives Geschick besitzen und mit Konflikten in der Familie umgehen können. Kenntnisse in allen diesen Bereichen vermittelt der neunmonatige berufsbegleitende Lehrgang, der sich sowohl an Mitarbeiter von ambulanten Diensten als auch von Pflegeheimen richtet. Er besteht aus vier in sich abgeschlossenen, jeweils ein- bis zweiwöchigen Theorieblöcken sowie aus einer fünftägigen Hospitation in einer Einrichtung der Intensivpflege. Beginn ist der 12. Juni 2006. Weitere Informationen erteilt Lothar Ullrich unter Tel. (0251) 83-5 72 64 oder E-Mail lothar.ullrich@mednet.uni-muenster.de.

Weiterbildungsstätte