Pressemitteilung upm

Was tun, wenn mein Baby behindert ist?

Erweitertes Beratungsangebot für Schwangere an der Frauenklinik des UKM

Münster (upm), 02. Januar 2006

[pro familia]
Gemeinsames Beratungsangebot: (v.l.) Privatdozent Dr. Walter Klockenbusch (UKM), Adelheid Kubitz-Eber und Dr. Angelika Dohr (pro familia), Dr. Johannes Steinhard (UKM).
   

Die medizinische Betreuung schwangerer Frauen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen haben sich in der Schwangerenbetreuung etabliert und dienen einer besseren Vorsorge und Bewältigung von gesundheitlichen Risiken. Gleichzeitig führen früh entdeckte Auffälligkeiten aber zu schwierigen Situationen in der Schwangerschaft. "Zwei bis drei Prozent aller Eltern müssen sich nach Pränataldiagnostik mit einer gefundenen Auffälligkeit oder Behinderung beim Kind auseinandersetzen", so Oberarzt Dr. Johannes Steinhard, Leiter des Bereiches Pränatale Medizin der Frauenklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM). In dieser ausgesprochen schwierigen Lebenssituation, so sind sich die Experten einig, ist das Angebot einer psychosozialen Beratung sinnvoll, um die Bewältigung des Erlebten zu verbessern und psychische Langzeitfolgen zu vermindern. So bietet die Frauenklinik des UKM seit kurzem in Kooperation mit der pro familia Beratungsstelle Münster, als eines von nur wenigen nationalen Zentren, auch ein "Vor Ort-Angebot" für eine psychosoziale Beratung an.

Als überregionales Zentrum für Pränatale Medizin mit großem Versorgungsgebiet hat die Universitäts-Frauenklinik in Münster das Beratungsangebot für Schwangere in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert. "Wenn ein ungeborenes Kind Auffälligkeiten aufweist, steht uns neben qualifizierten Pränatalmedizinern zusätzlich ein interdisziplinäres Team aus Kinderärzten, Neurochirurgen und Psychiatern zur Verfügung", berichtet Klinikdirektor Prof. Ludwig Kiesel. Durch die Kooperation mit pro familia wurde die umfassende medizinische Beratung jetzt durch ein psychosoziales Angebot ergänzt.

Pro familia hat im Rahmen der Schwangerschaftsberatung in einem Team aus Ärzten Psychologen und Sozialarbeitern immer schon Beratung für Frauen und Paare vor und nach Pränataldiagnostik, durchgeführt. In dieser emotional angespannten Situation, wo Zeit- und Entscheidungsdruck groß sind, ist es für Ratsuchende jedoch oft schwierig eine zusätzliche Stelle aufzusuchen, erklärt Adelheid Kubitz Eber, Leiterin der pro familia Beratungsstelle in Münster. Das neu eingerichtete Beratungsangebot am UKM ermöglicht betroffenen Frauen und Paaren, zeit- und ortsnah die kostenlose und unabhängige Begleitung in Anspruch nehmen.

Dr. Angelika Dohr ist Frauenärztin mit Zusatzausbildung in systemischer Therapie und Schwangerschafts-Konfliktberatung und bleibt eingebunden in das multiprofessionelle Team der pro familia Beratungsstelle. Zweimal wöchentlich bietet sie die kostenlose Beratung in den Räumen des Zentrums für Pränatale Medizin des UKM an. Im Rahmen der Beratung gibt sie Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten für Familien mit einem behinderten Kind und vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Das Angebot soll aber auch helfen, den Schockzustand zu überwinden, vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden, Gefühle wie Wut Trauer und Schuld auszudrücken und im Gespräch verschiedene Alternativen im Umgang mit der Diagnose abzuwägen. Dies mit jemandem besprechen zu können, der die Situation sowohl medizinisch einschätzen kann als auch über Hilfsmöglichkeiten bestens Bescheid weiß, erleben die Frauen als sehr hilfreich, weiß Dohr aus ihrer Beratungspraxis. Mit dem neuen Angebot am UKM, so sind sich alle Beteiligten einig, wird eine Lücke in der Betreuung der schwangeren Frauen geschlossen.

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