Pressemitteilung upm

Mehr als eine bloße Verstimmung

Symposium am UKM über neue Aspekte der Behandlung und eine integrierte Versorgung bei Depressionen

Münster (upm), 25. Januar 2006

Obwohl Depressionen heute sehr gut behandelbar sind, kommen in Deutschland mehr Menschen infolge eines durch diese Erkrankung ausgelösten Suizids zu Tode als durch einen Verkehrsunfall. "Depressionen gehören in vieler Hinsicht zu den unterschätzten Erkrankungen", betont der münstersche Mediziner Prof. Dr. Volker Arolt. Da sie bei vielen Menschen verkannt werde, setze auch eine gezielte Therapie leider oft erst spät ein. Nachdrücklich weist der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster (UKM) darauf hin, dass eine Depression alles andere sei als eine oft umgangssprachlich als "depressiv" bezeichnete Verstimmung, die jeder kenne. Aktuelle Aspekte der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung sowie der integrierten Versorgung bei Depressionen stehen am Samstag, 28. Januar 2006, im Mittelpunkt eines von dieser Klinik gemeinsam mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe veranstalteten Symposiums.

Die "Brisanz einer ernst zu nehmenden depressiven Erkrankung", so Arolt, sei vielen Menschen nicht bewusst. Neben einer ausgeprägten traurig-bedrückten oder sogar gefühlsleeren Grundstimmung, einem Mangel an Freude, Motivation und Schwung leiden Menschen mit depressiven Erkrankungen seinen Angaben zufolge häufig unter Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen, oft verbunden mit ausgeprägten Ängsten. Hinzu kommen häufig Schlafstörungen und Appetitverlust. Fast regelhaft treten darüber hinaus Defizite in der Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und der Gedächtnisbildung auf. Wie der münstersche Psychiater erklärt, verläuft eine Depression oft mehrphasig und selbst bei erfolgreicher Therapie etwa bei einem Drittel der Pateinten mit sozialen und persönlichen Einbußen.

Für die Entstehung von Depressionen ist selten nur eine einzige Ursache auszumachen. Vielmehr sind meistens mehrere Faktoren gleichzeitig verantwortlich. Neben einer genetischen Veranlagung und Persönlichkeitsaspekten spielen dabei auch psychosoziale Belastungen und Störungen des Gehirnstoffwechsels eine wichtige Rolle. An diesen Punkten kann auch die Behandlung einer Depression ansetzen. Im Rahmen des Symposiums in Münster, das sich vor allem an Hausärzte, Internisten, Nervenärzte und Psychotherapeuten richtet, werden neue Aspekte der unterschiedlichen Therapieansätze vorgestellt. Neben neuen Entwicklungen der pharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlung kommen insbesondere auch die derzeit in Erprobung befindlichen Strategien einer integrierten Versorgung zur Sprache. Daran können laut Arolt alle Beteiligten einer Versorgungskette im Sinne der Betroffenen mitwirken. Seiner Einschätzung nach sind damit aber auch "Gefahren im Hinblick auf Bürokratie und Überregulierung" verbunden.

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie