Pressemitteilung upm

Sternenstaub kam mit Paketdienst

Institut für Planetologie untersucht erste Stardust-Probe

Münster (upm), 02. Februar 2006

[Stardust]
Vor der Presse ein erster kritischer Blick auf die Stardust-Probe: Planetologe Dr. Thomas Stephan (links) und Doktorand Jan Leitner.
Foto: Frie   

Der Sternenstaub kam zur Mittagsstunde mit einem Paketdienst nach Münster. Das Päckchen im Format eines Pizza-Kartons, das eine Fahrerin von "FedEx" am Donnerstag, 2. Februar 2006, im Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität ablieferte, enthielt eine erste Probe der amerikanischen Stardust-Mission, die der münstersche Planetologe Dr. Thomas Stephan in den nächsten Wochen wissenschaftlich untersuchen wird.

Die außerirdischen Staubteilchen stammen vom Kometen Wild 2 und wurden von der amerikanischen Weltraumsonde Stardust beim Vorbeiflug am Kometen eingefangen und am 15. Januar heil zur Erde zurück gebracht. Dr. Stephan gehört zu den wenigen Wissenschaftlern, die weltweit im Auftrag der amerikanischen Weltraumbehörde NASA an der Analyse der gewonnenen Staubteilchen beteiligt sind. Die Wissenschaftler erwarten sich hiervon neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Kometen haben nämlich den Urzustand dieser Entstehung von allen Körpern des Sonnensystems am besten konserviert.

Bei der jetzt in Münster eingetroffenen ersten Stardust-Probe aus den USA handelt es sich um einen kleinen Streifen Aluminiumfolie von 15 Millimeter Länge und drei Millimeter Breite. Anders als beim "Aerogel", das Stardust vorwiegend zur Staubsammlung eingesetzt hat, können Staubteilchen den Einschlag auf der Alu-Folie nicht unverändert überstehen. Es entstehen kleine Krater, etwa vier bis fünf mal so groß wie das einschlagende Staubteilchen. Diese Rückstände des Staubs wollen Dr. Stephan und sein Doktorand Jan Leitner in den nächsten Wochen im Labor des Instituts für Planetologie mit Hilfe der in Münster entwickelten "Flugzeit-Sekundärionen-Massenspektrometrie" untersuchen. Von den Staubteilchen, die zur Zeit in den USA aus dem Aerogel herauspräpariert werden, erhalten die münsterschen Wissenschaftler in den nächsten Wochen ebenfalls Material für ihre Untersuchungen.

Der Vorteil der Aluminiumfolien gegenüber dem Gel liegt nach Angaben von Dr. Stephan darin, dass hier die Probenvorbereitung sehr viel einfacher und damit auch schneller ist, denn die Folien mussten einfach nur in Stücke geschnitten werden. Andererseits seien die Folien aber auch aus wissenschaftlicher Sicht besonders interessant, da hier auch die Krater untersucht werden können, die von sehr kleinen (ein Mikrometer) oder sehr porösen Teilchen stammen. Solche Teilchen unversehrt aus dem Aerogel zu gewinnen, sei derzeit nicht möglich. Hier müsse man sich zunächst auf die "großen" Staubkörner ab etwa zehn Mikrometer beschränken.

Bevor sich Stephan und Leitner an die wissenschaftliche Arbeit im Labor machen konnten, mussten sie allerdings zunächst ein Blitzlichtgewitter überstehen und Dutzende von Interviews geben. Die Ankunft des Sternenstaubs in Münster hatte zahlreiche regionale und überregionale Medienvertreter in das Institut für Planetologie gelockt. Fragen nach ersten Ergebnissen und Bitten um Detail-Fotos der wertvollen Kometenprobe mussten die Wissenschaftler allerdings höflich zurückweisen. Die NASA hat sich die Veröffentlichung aller Ergebnisse selbst vorbehalten. Erste Gelegenheit dazu bietet ein Kongress Mitte März in Houston, an dem auch Dr. Thomas Stephan aus Münster teilnehmen wird.

Institut für Planetologie