Pressemitteilung upm

Ausweg Lebendspende

Symposium in Münster über neue Perspektiven der Nierentransplantation

Münster (upm), 20. Februar 2006

Je früher ein Dialyse-Patient eine neue Niere erhält, desto besser sind seine Aussichten, dass er mit dem Spenderorgan lange gesund überlebt. Am besten ist es sogar, wenn die Transplantation bereits vor Beginn der Dialysebehandlung durchgeführt wird. Da jedoch viel zu wenig Organe zur Verfügung stehen und Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich gar das Schlusslicht bei den Spendezahlen darstellt, nimmt die Wartezeit auf eine Niere weiter zu und liegt aktuell im Schnitt bei fünf bis sechs Jahren. Um dem eklatanten Mangel an Spenderorganen zu begegnen, werden in der Transplantationsmedizin mittlerweile neue Wege beschritten. So gewinnt die Lebendnierenspende durch Verwandte oder persönlich nahe stehende Personen zunehmend an Bedeutung. Am Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Münster (UKM) wurden bis heute insgesamt 145 nierenkranke Patienten die Niere eines lebenden Spenders übertragen. Das Thema "Lebendspende - Neue Perspektiven der Nierentransplantation" steht am Samstag, 25. Februar 2006, auch im Mittelpunkt eines gemeinsamen Symposiums der Medizinischen Klinik D und der Klinik für Allgemeine Chirurgie des UKM.

Nach Angaben von Privatdozentin Dr. Barbara Suwelack von der Medizinischen Klinik D des UKM, die diese Veranstaltung organisiert, liegt der Anteil der Lebensspenden in Deutschland mittlerweile bei rund 19 Prozent, das heißt etwa jeder fünfte Nierenpatient auf der Warteliste für eine Transplantation erhält das Organ eines lebenden Spenders. Bei einem Blick auf die Situation in den USA und Schweden geht die Medizinerin davon aus, dass sich der heutige Anteil der Lebensspenden in Deutschland sicher noch verdoppeln ließe. In den USA machen Lebendspenden laut Suwelack inzwischen sogar mehr als die Hälfte aller Nierentransplantationen aus. Ziel der Verantwortlichen am Transplantationszentrum des UKM ist es, das Lebendspende-Programm zu erweitern und zu fördern. Voraussetzung dafür sind jedoch Konzepte, bei denen niedergelassene Ärzte, Psychologen, Nierenexperten der Inneren Medizin und Chirurgen eng kooperieren.

Schwerpunktthema des im Hotel Mövenpick in Münster stattfindenden Symposiums sind neue Perspektiven der Nierenlebendspende und -transplantation. Oft ist es so, dass nahe Verwandte, Geschwister, Eltern oder Ehepartner dem nierenkranken Patienten eine Niere spenden möchten, doch die Organe nicht "passend" sind. Ein Grund kann die unterschiedliche Blutgruppe von Empfänger und Spender sein. In dieser Situation kann die sogenannte Crossover-Lebendspende und -transplantation einen Ausweg bieten. Darunter versteht man einen Austausch von Organen zwischen jeweils zwei Spender- und Empfängerpaaren bei denen sozusagen über Kreuz eine Verträglichkeit von Spende- und Empfänger besteht. Diese Art des "Organtausches" wird bislang vor allem in den USA und den Skandinavischen Ländern mit Erfolg durchgeführt.

Eine weitere Möglichkeit Blutgruppen nicht verträgliche Lebendspenden durchzuführen, ist die so genannte ABO-inkompatible Lebendspende. Japan und die USA hatten auch hier die Vorreiterrolle inne. Die notwendige Vorbehandlung des Empfängers zum Teil mit vorheriger Milzentfernung war bislang aber sehr risikoreich. Dank neuer Behandlungsverfahren des Blutaustausches mit speziellen Filtern und spezifischeren Antikörpertherapien kann die ABO-inkompatible Lebendspende heute mit deutlich geringerem Risiko durchgeführt werden. Experten der Universitätskliniken Freiburg, Essen und Münster werden beim Symposium diese innovativen Verfahren und aktuellen Ergebnisse der Lebendspende erörtern.

Auch wenn das Risiko einer Organspende heutzutage relativ gering ist, so ist es doch sehr wichtig, das Hauptaugenmerk nicht nur auf die Transplantat-Empfänger zu legen, sondern auch auf die Lebendspender. Denn natürlich darf er durch die Nierenoperation nicht zu Schaden kommen. Veranstaltungsorganisatorin Suwelack wird im Rahmend es Symposiums über mögliche Langzeitrisiken, die optimale Nachsorge der Lebendspender sowie Qalitätssicherungsmaßnahmen berichten, wie sie in der Nierentransplantationsambulanz des UKM erfolgen.

Medizinische Klinik D