Pressemitteilung upm

Auf die "richtigen" Fette kommt es an

Münstersche Experten kritisieren US-Studie über Auswirkung fettarmer Kost auf Herzinfarkt-Risiko

Münster (upm), 22. Februar 2006

Eine so genannte mediterrane Kost, die sich durch viel frisches Gemüse, Fisch und die Verwendung von Olivenöl als Hauptfettquelle auszeichnet, beugt bekanntlich einem Herzinfarkt vor. An dieser viel zitierten Erkenntnis von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern hat sich nichts geändert, wenngleich soeben publizierte Ergebnisse einer großen Studie in den USA unterstellen, dass eine fettarme Ernährung keinen Einfluss auf das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Dickdarm- und Brustkrebs habe. Um einer Verunsicherung der Bevölkerung durch diese Studie und möglichen gefährlichen Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten vorzubeugen, weisen der münstersche Mediziner und Präventionsforscher Prof. Dr. Gerd Assmann und die an der Fachhochschule Münster tätige Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Ursel Wahrburg mit Nachdruck auf zahlreiche methodische Schwächen der amerikanischen Untersuchung hin, die an knapp 50.000 Teilnehmerinnen der so genannten "Women's Health Initiative"-Studie durchgeführt wurde.

Einer der Hauptkritikpunkte Wahrburgs und Assmanns, der das an der Universität Münster angesiedelte renommierte Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung leitet und der Assmann-Stiftung für Prävention vorsteht, ist die Tatsache, dass die Ernährung der Studienteilnehmerinnen mittels eines Lebensmittel-Häufigkeitsbogens (FFQ) überprüft wurde. Damit wird nach der Häufigkeit und der Menge des Verzehrs von rund 80 bis 100 verschiedenen Lebensmittel erfragt. "Ein FFQ ist nicht geeignet, geringe bis mäßige Erhöhungen etwa des Herzinfarktrisikos durch die Ernährung aufzudecken", kritisieren Assmann und Wahrburg mit Verweis auf sehr große intraindividuelle Schwankungen in den Angaben.

Weitere Kritikpunkte sehen die beiden münsterschen Wissenschaftler unter anderem in der fehlenden Berücksichtigung anderer Lebensstilfaktoren, wie zum Beispiel Bewegung und Gewichtsreduktion der übergewichtigen Studienteilnehmer. Auch entspricht die in der Studie durchgeführte Ernährung nicht den heutigen Empfehlungen zur Vorbeugung der koronaren Herzkrankheit. In der Studie wurde eine Senkung des Fettverzehrs insgesamt erreicht, die einerseits durch die Einsparung von ungünstigen gesättigten Fettsäuren zustande kam. Andererseits fand sich jedoch auch eine Senkung der einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Darüber hinaus fehlt eine Aussage zu der Höhe der herzschützenden Omega-3-Fettsäuren vollständig. Genau auf die Art beziehungsweise die Zusammensetzung der Fette kommt es bei der Prävention von Herzinfarkt aber in hohem Maße an

"Eine herzgesunde Ernährung muss nicht fettarm sein, von den richtigen Fetten dürfen wir sogar mehr essen als wir es gegenwärtig tun", betont Assmann. Als "richtige" Fette verweisen er und Wahrburg auf einfach ungesättigte Fettsäuren sowie Omega-3-Fettsäuren. Einfach ungesättigte Fettsäuren finden sich laut Wahrburg besonders reichlich in Olivenöl und Rapsöl. Omega-3-Fettsäuren sind in hohem Maße in fettreichem Fisch, wie Hering, Makrele, Lachs und Thunfisch sowie in einigen pflanzlichen Lebensmitteln, wie zum Beispiel in Raps-, Soja- und Leinöl sowie in Walnüssen enthalten. Keinesfalls kommt es also bei der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen auf fettarme Kost an. Assmann: "Die mediterrane Kost, die wir in Europa empfehlen, ist keineswegs extrem fettarm, vielmehr enthält sie die richtigen Fette."

Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung