Pressemitteilung upm

Komponist der Versöhnung

Ehrendoktor für polnischen Musiker Krzysztof Penderecki

Münster (upm), 31. März 2006

[Penderecki]
Neuer Ehrendoktor der Universität Münster: Krzysztof Penderecki
Foto: Frie   

Der polnische Komponist und Dirigent Krzysztof Penderecki ist von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität mit der Würde eines Ehrendoktors ausgezeichnet worden. Verliehen wurde die Auszeichnung am 31. März 2006 im Schloss zu Münster. Begleitet wurde der Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwürde, bei der die Präsidentin der Europa-Universität Frankfurt/Oder, Prof. Dr. Gesine Schwan, eine Laudatio hielt, von einem Penderecki-Festival im Münsterland mit Konzerten in Rheine, Steinfurt und im Dom zu Münster sowie einer Fotoausstellung.

Die Philosophische Fakultät der Universität Münster würdigte Penderecki mit der akademischen Auszeichnung als weltweit bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts, der mit der Welturaufführung seiner Lukas-Passion vor genau vierzig Jahren im Dom zu Münster Musikgeschichte geschrieben habe. Dieses Werk ist aufs engste mit Münster verbunden und bildet gleichsam die "Ouvertüre", mit der Penderecki seinen internationalen Rang als Komponist begründete.

Der Festakt zur Ehrenpromotion in Münster machte deutlich, dass sich Penderecki stets mit doppelter Perspektive positionierte: einerseits kompositionsgeschichtlich und künstlerisch, andererseits aber auch gesellschaftlich und politisch. Der münstersche Musikwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Heidrich prägte in seiner Laudatio für beide Bereiche den zentralen Begriff Versöhnung: "Der unbeirrbare Wille zur Versöhnung scheint mir eine wesentliche Triebfeder der fruchtbaren künstlerischen Individualität Pendereckis zu sein, und zwar sowohl mit gesellschaftlichem als auch künstlerischem Fokus". Im Werk des polnischen Musikers finde sich die Versöhnung von Altem und Neuem, von Tradition und Avantgarde, aber auch die Versöhnung von historischer Formbindung und deren bisweilen "anarchistischer Brechung".

Auch die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Prof. Dr. Gesine Schwan, hob in ihrer Laudatio besonders die Bedeutung von Penderecki als Mitgestalter und Sinnbild der deutsch-polnischen Verständigung hervor. Der Künstler habe die Herausforderungen der Vielfalt und der potenziell Konflikte provozierenden Unterschiede zwischen Menschen und Kulturen in den Reichtum seiner kompositorischen Meisterwerke verwandelt. Penderecki schöpfe als Künstler aus Gegensätzen und Unterschieden, aus der Vielfalt der Sehnsüchte und Traditionen: "Er zeigt uns, dass es nicht immer leicht ist, dass es den Mut braucht, sich Kontroversen auszusetzen, wenn man die Herausforderung der Vielfalt annimmt, dass man Neid und Häme auf sich ziehen kann, aber dass es sich schließlich lohnt, weil man eine Sprache findet, in der sich kulturell ganz verschieden geprägte Menschen angesprochen fühlen und verständigen können, anstatt sich zu bekriegen".

Krzysztof Penderecki, geboren 1933 im polnischen Debica, erhielt schon mit jungen Jahren Violin- und Klavierunterricht und wurde mit 18 Jahren in das Krakauer Konservatorium aufgenommen, studierte gleichzeitig Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte an der Krakauer Universität und ab 1954 an der Krakauer Staatsakademie für Musik. 1958 schloss er seine Studien mit dem Diplom ab und übernahm eine Professur an der Musikhochschule. Seinen internationalen Rang als Komponist begründete er mit der 1966 in Münster uraufgeführten Lukas-Passion, für die er noch im gleichen Jahr den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und 1967 den Prix Italia und die Sibelius Goldmedaille erhielt. Von 1966 bis 1968 war er Dozent an der Folkwang-Hochschule in Essen, seit 1972 Rektor der Krakauer Musikhochschule, von 1973 bis 1978 übernahm er eine Professur an der amerikanischen Yale-University. Auch als Dirigent eigener und fremder Werke erlangte Penderecki internationale Anerkennung. Er ist Ehrendoktor und Ehrenprofessor zahlreicher angesehener Universitäten und Hochschulen in aller Welt und Ehrenmitglied einer Vielzahl von Akademien.

Am Vorabend der feierlichen Ehrenpromotion, die von der Oistrach-Philharmonie Brüssel unter Leitung von Prof. Ulrich Grosser und dem Violin-Solisten Valery Oistrach mit Werken von Mozart, Bach und Penderecki musikalisch umrahmt wurde, dirigierte Penderecki in der St. Dionysius-Kirche in Rheine ein Sinfonie-Konzert mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Kattowitz. Es folgt am Freitagabend (31. März, 20 Uhr) ein Konzert im Steinfurter Bagno. Abschluss des "Penderecki-Festivals" im Münsterland ist am Samstag, 1. April 2006, um 20 Uhr im Dom zu Münster eine Aufführung der "Lucas Passion" von Penderecki aus Anlass des 40. Jahrestages der Uraufführung im Jahr 1966 mit dem Rundfunkchor Krakau, dem Knabenchor Warschau und dem Rundfunksinfonieorchester Kattowitz unter der Gesamtleitung von Krzystof Penderecki.

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