Pressemitteilung upm

Neue Hoffnung für Patienten mit Herzschmerzen

Studie zur Gentherapie der Angina pectoris am Universitätsklinikum Münster

Münster (upm), 11. April 2006

[Gentherapie]
Prof. Sigrid Nikol und ihr Kollege Prof. Thomas Wichter positionieren den Injektionskatheter exakt an die Stelle im Herzen, von der die Beschwerden ausgehen.
Foto: UKM   

Patienten mit schwerer koronarer Herzkrankheit, bei denen bisherige Therapien zur Behandlung ihrer Herzschmerzen nicht den erwarteten Erfolg brachten, können jetzt neue Hoffnung schöpfen: Die Medizinische Klinik C (Angiologie und Kardiologie) des Universitätsklinikums Münster (UKM) ist das deutschlandweit erste Prüfzentrum für ein neues Medikament. Die dort tätigen Oberärzte Prof. Dr. Sigrid Nikol und Prof. Dr. Thomas Wichter, Oberärzte in der Kardiologie des UKM, untersuchen im Rahmen einer internationalen Studie eine Gentherapie auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit hin. Das Präparat wird über einen Injektionskatheter direkt in den Bereich des Herzens verabreicht, der vermutlich die Angina pectoris verursacht, und regt dort das Wachstum neuer Blutgefäße an.

"Manchmal nur einmal, manchmal mehrmals am Tag spüre ich einen heftigen Druck auf meiner Brust. Dann geht einfach nichts mehr." Vor über 20 Jahren traten diese Gesundheitsprobleme bei dem Ahlener Werner Goldbaum zum ersten Mal auf. Die Diagnose: Angina pectoris als Folge einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Wenn Fette und Kalk sich auf der Innenseite der Koronararterien ablagern, werden bestimmte Bereiche des Herzmuskels unzureichend mit Blut und damit mit Sauerstoff versorgt. 1983 erhielt Goldbaum im Universitätsklinikum Münster drei Bypässe. Danach hatte er über viele Jahre kaum noch Beschwerden. "Ich konnte Fahrrad fahren und zählte in meiner Koronarsport-Gruppe zu den Leistungsfähigsten", so der 67-Jährige. 1999, kurz nach seiner Berentung, traten die Beschwerden, insbesondere nach körperlichen Anstrengungen oder bei Aufregung, jedoch wieder auf. Es folgten eine weitere Bypass-Operation, die Aufdehnung der Herzkrankgefäße und die Platzierung von Gefäßprothesen, so genannten Stents. Doch die Brustschmerzen blieben. Weitere Untersuchungen ergaben schließlich, dass die Gefäßverengung, die Goldbaum solche Probleme bereitet, sich an der Rückwand des Herzens befindet und mit den gängigen Methoden nicht therapierbar ist.

Eine ähnliche Leidensgeschichte hat Otto Wagner aus dem oberbayrischen Holzkirchen hinter sich. "Trotz Operation und Katheterbehandlung ist es immer schlimmer geworden. Vor zwei Jahren musste ich meine Berufstätigkeit vorzeitig aufgeben", erzählt der 55-Jährige. Früher war er ein begeisterter Wanderer und Skiläufer. "Außer Spazierengehen kann ich momentan nichts mehr machen. Meine Lebensqualität ist durch die Krankheit stark eingeschränkt." Bei der Suche nach Therapiemöglichkeiten per Internet ist Wagner vor einigen Jahren auf die Forschungen von Prof. Sigrid Nikol aufmerksam geworden. Bevor die Wissenschaftlerin 2001 eine Professur für Molekulare Kardiologie im UKM übernahm, hatte sie während eines längeren Forschungsaufenthalts an der Universität Boston mit dem international renommierten Gentherapie-Experten Prof. Jeffrey Isner zusammengearbeitet und sich im Rahmen ihrer Habilitation an der Universität München intensiv mit gentherapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung von Gefäßerkrankungen befasst. Wagner nahm Kontakt zu der Spezialistin auf. Im Dezember vorigen Jahres war es dann endlich soweit. Sämtliche rechtliche Hürden für die Durchführung der Studie waren genommen und Prof. Nikol konnte grünes Licht geben. Wagner: "Diese Therapie ist für mich sozusagen der letzte Strohhalm."

In die Studie können noch weitere Teilnehmer aufgenommen werden. Bedingung ist, dass sie zwischen 18 und 80 Jahre alt sind und an einer mittelschweren bis schweren Angina pectoris leiden, die durch Standardbehandlungen nicht gebessert werden kann. Betroffene wenden sich an das Studiensekretariat der Kardiologie des UKM unter Tel. (0251) 83-4 75 80 oder - 4 55 69.

Medizinische Klinik C