Pressemitteilung upm

Bedeutende Schätze für die Universitäts- und Landesbibliothek

Musikarchiv erhielt zwei Sammlungen zum westfälischen Musikleben

Münster (upm), 10. April 2006

[Noten]
Werner Korte: Kleine Kammermusik für Geige, Viola und Violoncello
   

Gleich zweifach wurde in der vergangenen Zeit das Musikarchiv der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster aufgestockt: Zum einen konnte die ULB im Antiquariatsbuchhandel ein Konvolut von Musikautographen des münsterschen Musikwissenschaftlers Werner Korte erwerben, zum anderen wurde das Musikarchiv des in Münster ansässigen Gregorius-Verlages der Bibliothek geschenkt.

Werner Korte, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, wurde 1932 zum Leiter des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Münster bestellt. 1937 erhielt er eine außerordentliche Professur, 1946 wurde er trotz der negativen Beurteilung im Entnazifizierungsverfahren - bereits 1933 hatte sich Korte dezidiert in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt - zum ordentlichen Professor ernannt. Der Musikforscher wurde überregional vor allem durch seine Monographien über Bach, Beethoven, Schumann, Bruckner und Brahms bekannt. Zudem gab Korte bis zu seiner Emeritierung 1973 dem akademischen Musikleben der Stadt Münster durch zahlreiche Konzerte mit dem Collegium musicum instrumentale der Universität entscheidende Impulse.

Wenig bekannt ist bislang die Tatsache, dass sich Korte 1925 bis 1940 ausgiebig der Komposition widmete. Die nun erworbenen rund 20 eigenhändigen vollständigen Kompositionen Kortes umfassen Instrumentalmusik sowie Lieder, Kantaten und Oratorien auf Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Matthias Claudius, Ernst Wiechert und Ludwig Bäte. Ein größeres, noch unerschlossenes Konvolut von Kompositionsskizzen rundet den Nachlass ab.

Im Jahre 1949 gründete Herbert Hoinkes die Edition Gregorius für geistliche und weltliche Chormusik. 48 Jahre, bis zu seinem Tode im Jahre 1997, betrieb Hoinkes den Gregorius-Verlag in Alleinregie: Er besorgte von der Auftragsannahme über den Notenstich bis hin zum Vertrieb souverän alles selbst. Sein Fleiß und seine Fachkenntnis ließen die Edition Gregorius zu einem Markenzeichen für Chormusik werden

Nach einer mehrjährigen Pause führt heute der ebenfalls in Münster ansässige agenda-Verlag die bewährte Tradition der Edition Gregorius im Sinne ihres Gründers fort. Der Eigentümer des agenda-Verlages, Dr. Bernhard Schneeberger, hat sich nun entschlossen, das in der Hoinkes-Ära aufgebaute Gregorius-Verlagsarchiv der ULB Münster zu schenken. Nach einer ersten Sichtung ergab sich, dass durch diese Schenkung rund 200 Werke - etwa zur Hälfte Autographen - von circa 70 verschiedenen Komponisten in den Besitz der ULB Münster gelangt sind. Das Gregorius-Verlagsarchiv stellt damit eine bedeutende Bereicherung für die Dokumentation des westfälischen Musiklebens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.

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