Pressemitteilung upm

Symptome einer Erbkrankheit

Wissenschaftspreis für münstersche Biologin Nadine Bangel

Münster (upm), 26. April 2006

[Bangel]
Glückliche Preisträgerin: Diplom-Biologin Nadine Bangel
Foto: WWU   

Die münstersche Diplom-Biologin Nadine Bangel hat den diesjährigen Wissenschaftspreis "Young Investigator Award" gewonnen. Die junge Wissenschaftlerin, die am Institut für Tierphysiologie der Universität Münster arbeitet, wurde in Paris bei einer französisch-deutschen Konferenz von Nachwuchswissenschaftlern ausgezeichnet für ihre Forschungsarbeiten über Symptome der Erbkrankheit Mukoviszidose.

Mukoviszidose ist die häufigste angeborene Erbkrankheit in Westeuropa und führt zu schweren Störungen von Atmung und Verdauung. Die Absonderung bestimmter Körperflüssigkeiten wie Schweiß ist gestört und die Sekrete in Lunge und Bauchspeicheldrüse, aber auch in anderen Organen, sind zäher als bei nicht erkrankten Personen. An Mukoviszidose Erkrankte haben eine stark eingeschränkte Lebensqualität. Sie müssen regelmäßig inhalieren, täglich gut dosierte Medikamente einnehmen, genug Kalorien essen und Mineralstoffe trinken. Manche Patienten sind von einem Sauerstoffgerät abhängig.

Die Symptome sind auf Störungen des Austausches zwischen Wasser und Salz im epithelialen Ionenhaushalt der Zellen zurückzuführen. Durch diese übergreifende Funktionsstörung wird vermehrt Natrium aufgenommen, wodurch der gleichzeitige Wasserentzug den zähen Schleim in den Atemwegen der Patienten entstehen lässt. In diesem zähflüssigem Schleim nisten sich häufig hartnäckige Bakterien ein, die Nachfolgeerkrankungen des Darms, der Bauchspeicheldrüse oder Lungenentzündungen auslösen. Die erhöhte Natrium-Aufnahme erfolgt über Ionen-Kanäle, sogenannte Epitheliale Natriumkanäle, und kann alleine alle klinischen Symptome von Mukoviszidose in den Atemwegen hervorrufen.

Diplom-Biologin Nadine Bangel beschäftigt sich in ihrer Dissertation am Fachbereich Biologie der Universität Münster mit diesem Natriumkanal aus humanem Nasengewebe von Gesunden und an Mukoviszidose erkrankten Patienten. Frühere Untersuchungen der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolf-Michael Weber hatten gezeigt, dass sich die pharmakologischen Kennzeichen dieses Kanals aus humanem Nasengewebe von bereits bekannten Kanälen unterscheiden. Darauf aufbauend begann Nadine Bangel in Zusammenarbeit mit Dr. Kristina Kusche vom Institut für Tierphysiologie der Universität Münster, die molekulare Struktur und Regulation des Natriumkanals im menschlichem Nasenepithel zu untersuchen.

Für ihre Untersuchungen benutzt sie humane Nasenpolypen, die sie von der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Münster und dem Clemenshospital bezieht. Dieses Material ist von gesunden Patienten operativ relativ leicht verfügbar, jedoch werden immer dringend Polypenspender mit Mukoviszidose gesucht. In Zukunft wird Nadine Bangel die bereits gewonnenen Daten dazu nutzen, die molekularen Grundlagen der Erbkrankheit Mukoviszidose weiter aufzuklären, um mit innovativen molekularbiologischen und gentechnologischen Methoden die Symptomatik der gesteigerten Natrium-Aufnahme der Patienten zu lindern und geeignete Therapieformen aufzuzeigen.

Institut für Tierphysiologie