Pressemitteilung upm

Beim Schlaganfall sofort in die Klinik!

Informationen und Präsentationen in Münsters Innenstadt am bundesweiten Aktionstag am 10. Mai

Münster (upm), 03. Mai 2006

Jahr für Jahr erleiden allein in Münster 800 bis 1000 Menschen einen Schlaganfall. Bundesweit wird die Zahl der jährlich neu Betroffenen auf bis zu 200.000 geschätzt. Durch gezielte Prävention und eine umgehende medizinische Intervention möglichst innerhalb der ersten drei Stunden könnten viele Schlaganfälle vermieden beziehungsweise die Gefahr der gefürchteten Folgen wie Tod oder schwerwiegende Behinderung nachhaltig gesenkt werden. Da aber nach wie vor der Großteil der betroffenen Patienten zu viel Zeit verstreichen lässt, bevor der Notarzt alarmiert und die Klinik erreicht wird, verläuft die Erkrankung auch heute noch in einem 20 bis 30 Prozent der Fälle tödlich und bei etwa der Hälfte der Überlebenden bleiben dauerhafte Behinderungen zurück, die den privaten und beruflichen Alltag in hohem Maße belasten. Um die Bevölkerung diese Zusammenhänge vor Augen zu führen und sie rund um das Thema Schlaganfall und die heutigen medizinischen Möglichkeiten zu informieren, organisiert die Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) in Kooperation mit der "Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe" und der AOK Münster am 10. Mai 2006, dem bundesweiten Tag des Schlaganfalls, eine einschlägige Aktion in Münsters Innenstadt.

Unmittelbar im Herzen der City, auf dem Platz vor der Lambertkirche, werden an diesem Tag Zelte und Infostände aufgebaut, wo verschiedene Mediziner des Uni-Klinikums sowie Vertreter des Rettungsdienstes, Selbsthilfegruppen und die Stiftung "Deutsche Schlaganfallhilfe" die Bürgerinnen und Bürgern auf anschauliche und verständliche Weise über Ursachen, Entstehung, Diagnostik und Behandlung des Schlaganfalls informieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Notfallversorgung, wobei die Rettungswege von der Alarmierung des Notarztes über die bildgebende radiologische Diagnosik und neurologische Untersuchung bis hin zur gezielten Erstversorgung auf der Schlaganfall-Spezialstation, der so genannten Stroke Unit, aufgezeigt werden. Mit der Einrichtung zertifizierter Stroke Units hat sich die Versorgung von Schlaganfall-Patienten nachhaltig verbessert. Bundesweit gibt es mittlerweile 150 solcher Einrichtungen, darunter auch die zurzeit acht Betten umfassende Stroke Unit am UKM.

Bei dem Besuch der Infostände am "Tag des Schlaganfalls" erfahren Interessierte nicht nur mehr über die besondere Kompetenz solcher Spezialstationen, sondern unter anderem auch über die so genannte Lyse-Therapie, die vor einigen Jahren einen immensen Fortschritt bei der Behandlung dieser Erkrankung und der Vorbeugung ihrer gefürchteten Folgen gebracht hat. Bei dieser seit dem Jahr 2000 zugelassenen Behandlung wird dem Patienten über die Vene ein Medikament injiziert, womit das den Schlaganfall auslösende Blutgerinnsel im Blutgefäß aufgelöst werden kann. Dadurch kann das Blut wieder ungehindert zirkulieren, die Gefahr eines Absterbens von Hirngewebes und damit ein Ausfall wichtiger Hirnfunktionen ist gebannt. Entscheidende Voraussetzung für eine solche Therapie ist jedoch, dass betroffene Patienten beziehungsweise ihre Angehörigen keine Zeit verlieren. Denn eine Lyse-Behandlung muss innerhalb der ersten drei Stunden nach Auftreten der ersten Beschwerden erfolgen. Bis heute erreicht aber erst ein Bruchteil der Patienten so schnell die Klinik; im gesamten Bundesdurchschnitt werden nur etwa vier Prozent aller Schlaganfallpatienten lysiert, auf der Stroke Unit des UKM ist es immerhin schon mehr als jeder Zehnte (12 Prozent).

Neben der Information über die heutigen medizinischen Möglichkeiten wird den Besuchern am 10. Mai auch die Gelegenheit gegeben, ihre Blutdruck- und Cholesterinwerte bestimmen zu lassen, denn beide Parameter gelten als wichtige Risikofaktoren für das Auftreten eines Schlaganfalls. Darüber sind bei der Aktion auch Kardiologen des Uni-Klinikums vertreten, denn immerhin jeder dritte Schlaganfall ist durch eine Herzerkrankung bedingt. Ferner wirken Mitarbeiter des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin des UKM sowie der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe mit, die einen Online-Test zur individuellen Risikoabschätzung anbieten. Ziel der Veranstaltung ist es, der Bevölkerung vor allem die großen Chancen einer umgehenden medizinischen Versorgung auf einer Stroke Unit vor Augen zu führen. Denn wenn künftig mehr als die heutigen vier (bundesweit) beziehungsweise zwölf Prozent (Münster) der Betroffenen gezielte medizinische Hilfe erfahren, werden die schwerwiegenden Folgeschäden des Schlaganfall spürbar zurückgehen.

Klinik für Neurologie