Pressemitteilung upm

Detektiv und Gesellschaft

Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses der Universität Münster

Münster (upm), 10. Mai 2006

Mit Aspekten des Realismus im spanischem und französischem Kriminalroman befasste sich Silvia Krabbe am "Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses" der Universität Münster. Unter dem Titel "Der Kriminalroman in Frankreich und Spanien. Ein Vergleich der Maigret-Romane Georges Simenons und der Carvalho-Romane Manuel Vazquez Montalbans unter besonderer Berücksichtigung der Protagonisten Jules Maigret und Jose Carvalho" stellte sie ihr Promotionsprojekt im Schloss zu Münster vor.

Ziel der Arbeit ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bücher von Simenon und Montalban festzustellen. Beide Autoren lösten sich von den klassischen Detektivvorbildern wie Sherlock Holmes oder Miss Marple und betrachteten sowohl Täter als auch Opfer nicht mehr nur unter dem Aspekt eines Rätsels. Simenon gilt mit seinen psychologisch orientierten Maigret-Romanen als Erneuerer des Kriminalromans. Eine neue Art von Realismus betrachtet auch das Umfeld der Opfer und übt Sozialkritik aus. Simenon waren Psychologie und Atmosphäre wichtig. "In der Parteinahme für die kleinen Leute, denen Verständnis entgegengebracht wird, kommt eine deutliche Sozialkritik zum Ausdruck", so Krimi-Kennerin Krabbe. Simenons Botschaft bestehe in der Betrachtung des Opfers. Die Figur des Kommissars Maigret habe dabei ausreichend menschliche Schwächen, so das sich der Leser mit ihm identifizieren könne. Maigret verlässt sich auf seine Intuition und nicht nur auf den Verstand. Er versetzt sich in die Personen hinein und bemüht sich, den Täter zu verstehen.

Auch Manuel Vazquez Montalban zählt zu den Autoren, die Gesellschaftskritik üben und diese mit Unterhaltung verknüpfen, um eine aufklärerische Wirkung zu erzielen. "Hierbei wird das Verbrechen hinterfragt und in die psychischen, sozialen und politischen Umstände einbezogen", so Silvia Krabbe. Erst nach dem Tode des Diktators Franco im Jahre 1975 und der Aufhebung der Zensur konnte offen über die Probleme Spaniens gesprochen werden. Die politische und soziale Unsicherheit der spanischen Gesellschaft während der Umgestaltung von der Diktatur zur Demokratie, spiegelte sich in den Kriminalromanen wider. Spanische Autoren wie Montalban beschäftigen sich mit der Realität der spanischen Gesellschaft. Montalban kritisiert den Zustand der spanischen Gesellschaft und greift in seinen Romanen auf zeitgeschichtliche sowie aktuelle politische Ereignisse zurück. Auch er betrachtet durch die Augen des Detektivs das Opfer, dem gegenüber er solidarisch ist.

Silvia Krabbe studiert Französisch, Spanisch und Neuere und Neueste Geschichte in Münster. Während des Studiums absolvierte sie zahlreiche Sprachkurse sowohl in Frankreich als auch in Spanien und studierte ein Semester in Frankreich an der Université de Franche-Comte von Besancon. Neben der Promotion ist sie gelegentlich als Übersetzerin und als Dozentin für Sprachkurse tätig.

"Wir wollen nicht nur im Elfenbeinturm arbeiten, sondern uns auch der Öffentlichkeit präsentieren", beschreibt Dr. Johannes Myssok vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Münster das Ziel des diesjährigen "Tags des wissenschaftlichen Nachwuchses". 25 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Geschichte/Philosophie und Philologie stellten unter dem Motto "Wort und Bild" ihre Forschungsschwerpunkte vor.

Romanisches Seminar der Universität Münster