Pressemitteilung upm

Fortschritte in der Brustkrebstherapie

Etwa 450 Teilnehmer aus ganz NRW zur Gynäkologen-Tagung in Münster erwartet

Münster (upm), 11. Mai 2006

Neue Therapieansätze bei Brustkrebs sowie eine bessere Versorgung der Patientinnen durch strukturierte Behandlungsprogramme sind ein Themenschwerpunkt der Tagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (NWGGG) vom 11. bis 13. Mai in der Halle Münsterland. Organisiert wird das Treffen, zu dem etwa 450 Gynäkologen aus ganz Nordrhein-Westfalen erwartet werden, von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Münster (UKM) unter Leitung von Prof. Dr. Ludwig Kiesel. Der Direktor der Universitäts-Frauenklinik ist zugleich erster Vorsitzender der NWGGG.

Die Fortschritte in der Brustkrebstherapie beruhen zu einem großen Teil auf wirksameren und nebenwirkungsärmeren Therapieformen. Ein Beispiel hierfür ist die antihormonelle Therapie. Vorreiter auf diesem Gebiet war der antiöstrogene Wirkstoff Tamoxifen. Eine neue Medikamentenklasse sind die so genannten Aromatase-Inhibitoren. Diese Wirkstoffe hemmen ein bestimmtes Enzym der Östrogenproduktion. Studien haben zeigen können, dass die Aromatase-Inhibitoren den Krankheitsverlauf von Brustkrebspatientinnen günstiger als Tamoxifen beeinflussen und ein verträglicheres Nebenwirkungsspektrum aufweisen. Ihr Einsatz gilt in der unterstützenden Brustkrebstherapie daher mittlerweile als Standard.

Weitere Fortschritte auf dem Gebiet der Brustkrebstherapie sind bei der antikörperbasierten Therapie erzielt worden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Antikörper Trastuzumab (Handelsname Herceptin). Herceptin dockt an bestimmte Rezeptormoleküle auf der Zellmembran bösartiger Zellen an und verhindert so, dass Wachstumsreize an das Zellinnere vermittelt werden. "Abgesehen von dem geringen Nebenwirkungsspektrum und der insgesamt guten Verträglichkeit bietet Herceptin erstmals die Möglichkeit, Tumore sozusagen maßgeschneidert anzugehen", erklärt Prof. Kiesel. Ein anderer innovativer Therapieansatz beim Mammakarzinom ist die so genannte Anti-Angiogenese. Sie behindert gezielt die Blutgefäßbildung des Tumors und unterbindet so dessen Nährstoffversorgung. "Insbesondere in der Kombinationstherapie mit den Zytostatika Taxanen konnten bereits beachtliche Erfolge verzeichnet werden", berichtet der Direktor der Universitäts-Frauenklinik.

Ein weiterer Themenschwerpunkt der Tagung werden die Hormonersatztherapien sein. Durch sie sollen unter anderem die nach einer Brustkrebstherapie oftmals auftretenden wechseljahrsähnlichen Beschwerden, insbesondere bei jüngeren Patientinnen, gemildert werden. Eine skandinavische Studie zeigte jedoch, dass die Einnahme von Hormonpräparaten bei dieser Indikation die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Auftreten der Erkrankung erhöhte. Kiesel plädiert daher dafür, bei Patientinnen mit Brustkrebs in der Vorgeschichte entweder lokal anwendbare Hormonpräparate oder nicht hormonhaltige Wirkstoffe anzuwenden. Andere Studien belegen, dass eine Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden auch bei zuvor gesunden Patientinnen das Brustkrebsrisiko erhöht, wenn sowohl Östrogene wie auch Gestagene angewandt werden. Die alleinige Verwendung von Östrogenen - wie bei Frauen nach Gebärmutterentfernung -führt nicht zu einem Anstieg der Brusterkrankungen. Auch wenn diese Studien noch umstritten sind, rät der Experte dazu, diese Therapien nach einer Risiko-Nutzen-Abwägung für die Patientin nur noch so kurz wie möglich und gegebenenfalls auch nur lokal anzuwenden.

Eine interessante Entwicklung im operativen Bereich, die während des Kongresses diskutiert werden wird, ist die Anwendung der so genannten "Schlüsselloch-Operationen" auch bei bösartigen Erkrankungen. Mit Hilfe der die Patientin weniger belastenden Bauchspiegelung (Laparoskopie) und neuartiger Instrumente kann mittlerweile beispielsweise auch eine Gebärmutterentfernung minimal-invasiv vorgenommen werden. Eine Innovation im Bereich der Diagnostik stellt zum Beispiel die Autofluoreszenzdiagnostik der Endometriose dar. Auch kleinste im Bauchraum verstreute Gebärmutterschleimhautinseln, die oft mit chronischen Schmerzen und Sterilität einhergehen, können mit diesem Verfahren sichtbar gemacht werden. Bei den geburtshilflichen Themen stehen beispielsweise die Behandlung des Diabetes während der Schwangerschaft und der "Kaiserschnitt nach Wunsch" auf dem Programm. Eines der Gesprächsforen widmet sich zudem den Chancen und Möglichkeiten des Nachwuchses in der Gynäkologie.

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe