Pressemitteilung upm

Faszinierende Nofretete

Wissenschaftlicher Nachwuchs der Universität Münster forscht

Münster (upm), 17. Mai 2006

Nofretete bestimmt das landläufige Bild einer typischen ägyptischen Königin. Aber gerade das ist sie nicht. Christian Bayer vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der Universität Münster befasste sich mit der geheimnisvollen Königin in einem Vortrag am Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses der Universität Münster.

Die Herkunft Nofretetes ist unbekannt. Übersetzt bedeutet ihr Name "Die Schöne ist gekommen". In frühen Abbildungen unterscheidet sie sich kaum von ihren Vorgängerinnen. Auf einem Relief z.B. nimmt die höchste Position der Sonnengott ein, gefolgt vom König und erst an dritter Stelle die Königin, die, obwohl beide auf einer Grundlinie geführt werden, zum Königsgemahl aufsehen muss. Diese Darstellung zeigt eine deutliche Hierarchie.

Während der religiösen Umwälzung durch ihren Mann Echnaton zu einem monotheistischen System, das die Vielgötterei abschaffte und nur noch den Sonnengott Aton verehrte, änderte sich auch die Darstellung. Nofretete wurde anders dargestellt als ihre Vorgängerinnen: Waren diese sehr stilisiert abgebildet worden ohne eindeutige individuelle Gesichtszüge, so weisen gerade die späteren Bildnisse von Nofretete einen außergewöhnlichen Realismus auf. Zugleich erhielt sie Zeichen, die sie als göttliche Partnerin ihres Königsgatten ausweisen.

Nofretete tritt beim Götterkult aktiv in Erscheinung. Außergewöhnlich war auch die Darstellung von Alltagsszenen, wie das Verspeisen von Geflügel oder das Spielen mit ihren Kindern, welches dadurch zu einem sakralen Akt erhoben wurde. Der stilistische Wandel führte zu Experimenten mit sehr lebensnahen Portraits. Mit ihrer Darstellung emanzipierte sich Nofretete also von all ihren Vorgängerinnen.

Nach dem Tode Echnatons setzte unter Tutanchamun eine Renaissance der alten Götter und Ordnung ein. Das Volk und die Oberschicht waren erzürnt durch den Bruch mit der uralten Tradition durch Echnaton und Nofretete. Die beiden sollten ewig vergessen werden, und ihre Bildnisse wurden zerstört. Doch überdauerten einige Stücke die Jahrhunderte und faszinieren uns noch immer mit ihrem Realismus.

Institut für Ägyptologie und Koptologie