Pressemitteilung upm

Aus Indianerspielen wurde blutiger Ernst

Kinder-Uni Münster über Jugend im Nationalsozialismus war ein voller Erfolg

Münster (upm), 19. Mai 2006

[Hitlerjungen]
Aus Indianerspielen wurde blutiger Ernst: Hitlerjungen bei einer Wehrsportübung
Foto: Ursula Litzmann/dhm   

Im H1, dem größten Hörsaal der Universität Münster, war es Freitag (19. Mai) mucksmäuschenstill, obwohl über 750 Kinder anwesend waren. Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer zog die Schülerinnen und Schüler bei der Kinder-Uni Münster in seinen Bann, als er von der Jugend im Nationalsozialismus erzählte. Zwar hatten sie alle schon einmal von Hitler gehört, wussten, dass er ein "blutiger Tyrann" gewesen war, doch was es für ihre Großeltern und Ur-Großeltern bedeutet habe musste, im Nationalsozialismus aufzuwachsen, dass wurde den meisten wohl erst bei der Kinder-Uni Münster klar.

Mit vielen Fotos, einigen Filmen und vor allem mit Ausschnitten aus Aufsätzen, vorgelesen von Thamers kleinem "Assistenten" Paul, konnte der Historiker anschaulich machen, was am Nationalsozialismus fasziniert hatte. Schüler, die bei Kriegsbeginn 1939 neun Jahre alt gewesen waren, erinnerten sich begeistert an Aufmärsche, Feuerwerke und Musikkapellen. Ein überraschender Besuch des "Führers" im Klosters Maulbrunn löste unter den damaligen Schülern fast religiöse Gefühle aus: "Das plötzliche Glück hat uns ganz dumm gemacht. Ich kann nur ihn ansehen, ihn, der Deutschland ist, den Mann, der das Vaterland vom Abgrund zurückriss." Da wundert es nicht, dass die meisten der Zehnjährigen sich danach sehnten, endlich in die Hitlerjugend, beziehungsweise in den Bund Deutscher Mädel aufgenommen zu werden. Aber auch die düsteren Seiten zeigte Thamer - die scheinbar harmlosen Indianerspiele bei der Hitlerjugend, aus denen blutiger Ernst wurde, die Kinder, die in den Gaskammern umgebracht wurden oder die beim Volkssturm als letztes Aufgebot verheizt wurden.

Eine Frage konnte und wollte Thamer nicht klären: Ob denn die Kinder von heute anders als ihre Vorfahren gemerkt hätten, auf welche Katastrophe Nazi-Deutschland zusteuerte. Die zahlreichen und interessierten Nachfragen bewiesen, dass die Junior-Studierenden wohl reichlich Gesprächsstoff mit nach Hause zu ihren Eltern mitnahmen. Aber auch weitere Nachfragen an Prof. Thamer sind möglich. Unter www.kinderuni-muenster.de findet sich ein interaktives Forum, in dem die Schülerinnen und Schüler sich an Thamer wenden können.

Die nächste Kinder-Uni Münster widmet sich am 16. Juni um 16.15 Uhr dem Musikus Mozart. Prof. Hartwig Maag vom Fachbereich Musikhochschule wird mit vielen Tonbeispielen Mozarts Musik und Leben erläutern.

Kinder-Uni Münster