Pressemitteilung upm

Erfolgreiche Gruppentherapie gegen soziale Ängste

Psychologen der Universität Münster untersuchen Wirksamkeit

Münster (upm), 29. Mai 2006

Die Aufregung vor einem Bewerbungsgespräch oder dem Vortrag vor vielen Zuhörern kennt wahrscheinlich jeder: Herzklopfen, schwitzige Hände und ein flaues Gefühl im Magen. Diese Aufregung erleben viele, bei manchen Personen wird die Angst davor aber so groß, dass sie zur Krankheit wird. Experten sprechen dann von einer sozialen Angststörung. Am psychologischen Institut der Universität Münster werden seit Juni 2005 die Ursachen sozialer Ängste in einem Projekt untersucht. Das Projekt wird von Prof. Dr. Fred Rist und Privatdozent Dr. Alexander Gerlach geleitet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt. Durchgeführt wird die Untersuchung von Stephan Stevens und Beate Beck an ängstlichen und nicht-ängstlichen Menschen. Für die Teilnahme an der Studie können sozial Ängstliche kostenlos an einer verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie teilnehmen.

Zu dieser Gruppentherapie liegen jetzt erste Ergebnisse vor: Das in Amerika von Richard Heimberg entwickelte Therapieverfahren hilft auch deutschen sozial Ängstlichen. Bisher haben in Münster 20 sozial Ängstliche an der zwölfwöchigen Gruppentherapie teilgenommen, 80 Prozent berichten von einem deutlichen Rückgang der sozialen Angst und einer Steigerung der Lebensqualität. "Vor der Therapie bin ich im Studium nicht weitergekommen, weil ich Angst vor Referaten hatte. Inzwischen habe ich schon zwei Referate gehalten: Ich war zwar aufgeregt, habe aber einen guten Vortrag gehalten!", berichtet eine Teilnehmerin nach Abschluss der Gruppe.

In kleinen Gruppen wird mit den Teilnehmern ein Erklärungsmodell zu Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung erarbeitet. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Angst machende Gedanken. Die Teilnehmer lernen, diese Gedanken zu identifizieren, sie zu hinterfragen und auf ihren Realitätsgehalt zu überprüfen. Ziel ist es, die Angst machenden Gedanken durch angemessene und hilfreichere Gedanken zu ersetzen. Ein weiteres Element der Therapie ist das Üben der Bewältigung von angstauslösenden Situationen. Nach entsprechender Vorbereitung suchen die Teilnehmer die angstauslösende Situationen auf und bewältigen diese mit den neu vermittelten Strategien. Einerseits können sie so ihre Annahmen überprüfen ("Stimmt das wirklich, was ich denke?"), andererseits können sie die Erfahrung machen, dass ihre Angst abnimmt, wenn sie in der angstauslösenden Situation bleiben. Suchen sie diese Situation erneut auf, erleben die meisten Menschen weniger Angst als beim ersten Mal. Im Rahmen der Rückfallprophylaxe werden die Teilnehmer auf Situationen vorbereitet, die in Zukunft noch schwierig sein könnten.

Das Projekt wird bis Ende 2006 weiterlaufen. Bei Interesse oder für weitere Informationen steht Diplom-Psychologin Beate Beck (0251/8334148; www.angstinfo.org) zur Verfügung.

Arbeitseinheit Prof. Rist