Pressemitteilung upm

Ausstellung zu Strontianit-Bergbau im Münsterland

Fund löste Goldgräberstimmung aus

Münster (upm), 20. Juni 2006

Was verbindet das Münsterland mit China und Schottland? Neugierige erfahren mehr in der aktuellen Ausstellung zum Thema "Strontianit" der Universitäts- und Landesbibliothek Münster (ULB), die in Zusammenarbeit mit dem Galilei-Gymnasium Hamm durchgeführt wird. Die Auflösung des Rätsels: Das nach dem schottischen Dorf Strontian benannte Mineral wurde im großen Stil nur im Münsterland und in Tongling City (China) abgebaut.

Die Ausstellung umfasst thematisch die Entdeckung des Strontiums im Strontianit durch die Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 - 1817) und Thomas Charles Hope (1766 - 1844) über den Bergbau im Münsterland 1880 bis zu den modernen Anwendungen von Strontium und seinen Verbindungen in Technik und Medizin.

Strontium, ein chemisches Element, kommt in der Natur meist in Verbindung mit Kalkspat oder Witherit vor. Aber 1834 entdeckte ein Bauer in Nienberge bei Münster ein dort bis dahin unbekanntes Mineral: Es handelte sich um "reines krystallisirtes kohlensaures Strontian". Dieser Fund markiert den Anfang einer bewegten Regionalgeschichte rund um den Strontianit. Etwa ab 1870 stieg die Nachfrage enorm. Der "Strunz", wie der Strontianit im Plattdeutschen genannt wird, löste für ein paar Jahre sogar eine Art Goldgräberstimmung im Münsterland aus.

Obwohl die münsterländischen Strontianitgruben schon lange verlassen sind, wird Strontium immer noch vielseitig verwendet. Das Uniklinikum Münster nutzt radioaktives Strontium-90 zur Strahlentherapie. Im technischen Bereich ist es Bestandteil von Autokarosserien, Spezialmagneten sowie Fernseh- und Computerbildschirmglas. Außerdem findet man Strontium z.B. in roten Feuerwerkskörpern und Mineralwässern. Zu all diesen industriellen Anwendungen liefert die Ausstellung anschauliche Beispiele und Informationen. Für den Strontianitabbau im Münsterland war die Anwendung in der Zuckerindustrie von besonderer Bedeutung. Noch bis etwa 1945 bediente man sich des Strontian-Verfahrens, um Melasse zu entzuckern. Die genaue Verfahrensweise wird in einem Schaukasten eindrucksvoll vermittelt. Abgerundet wird die Ausstellung durch so besondere Exponate wie eine Strontianit-Briefmarke oder einen 75 Kilogramm schweren Strontianitbrocken.

"Wir sind froh, auch mal ein naturwissenschaftliches Thema in einer Ausstellung präsentieren zu können", meint Dr. Beate Tröger, Direktorin der ULB. Nicht häufig, betont Tröger, gäbe es bei Themen dieser Art einen derart ausgeprägten Bezug zur Regionalgeschichte des Münsterlandes. Besonderen Wert hat der Ausstellungsmacher Dr. Martin Börnchen auf die didaktische Aufbereitung der Zusämmenhänge gelegt. In wesentlichen Teilen basiert die Ausstellung auf dem Chemieunterricht des mittlerweile pensionierten Gymnasiallehrers in der 9. und 10. Jahrgangsstufe am Galilei-Gymnasium in Hamm. Später erweitert um die Darstellungen der technischen und medizinischen Verwendung von Strontium und seinen Verbindungen, ist eine attraktive Gesamtdarstellung zum Thema Strontianit entstanden. Sie verbindet regionalgeschichtliche und naturwissenschaftliche Aspekte lehrreich miteinander. Daher dürfte sich auch für Schulklassen ein Besuch dieser Ausstellung lohnen.

Die Ausstellung wurde bereits 2004 im Galilei-Gymnasium Hamm und in der Universitätsbibliothek Dortmund gezeigt. Danach wanderte sie 2005 an die Bibliothek der Freien Universität Berlin. In verkleinerter Form läuft sie 2006 in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster und an der Universitätsbibliothek "Georgius Agricola" der TU Bergakademie in Freiberg/ Sachsen.

In einem Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen sind alle wichtigen Fakten und Exponate noch einmal ausführlich beschrieben. Er ist an der Aufsicht zum Preis von 5 Euro erhältlich.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Juli zu sehen im Ausstellungspavillon der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Krummer Timpen 3-5. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 13 und 18 Uhr, am Samstag von 13 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Universitäts- und Landesbibliothek Münster