Pressemitteilung upm

Gleich drei auf einen Streich

Universität Münster erhält drei neue Graduiertenkollegs

Münster (upm), 23. Juni 2006

Großer Erfolg für die Westfälische Wilhelms-Universität Münster in der Forschungs- und Nachwuchsförderung: Gleich drei neue Graduiertenkollegs mit einer Fördersumme von insgesamt rund fünf Millionen Euro in den nächsten viereinhalb Jahren bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der Universität zum 1. Oktober 2006. Damit erhöht sich die Zahl der Graduiertenkollegs in Münster von sechs auf neun. Seit 1990 fördert die DFG in Graduiertenkollegs besonders qualifizierte Doktoranden in allen wissenschaftlichen Disziplinen.

Für Rektor Prof. Dr. Jürgen Schmidt ist die am Freitag, 23. Juni 2006, bekannt gewordene Entscheidung des DFG-Bewilligungsausschusses eine "frohe Botschaft" und zugleich eine Bestätigung der hohen Forschungskompetenz und engagierten Nachwuchsförderung der Universität Münster. Besonders freut sich der Rektor darüber, dass von den jetzt bewilligten neuen Graduiertenkollegs für Münster eins im Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften eingerichtet wird.

Im Graduiertenkolleg "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Deutschland und die Niederlande im Vergleich" werden ab Oktober zehn Promotionsstellen und eine Postdoktoranden-Stelle eingerichtet werden. Die Laufzeit des Projekts ist zunächst auf viereinhalb Jahre angesetzt, mit der Möglichkeit einer Verlängerung. Für die erste Phase steht knapp eine Million Euro zur Verfügung. Das vom Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien, Prof. Dr. Friso Wielenga, eingereichte Projekt wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Philosophischen Fakultät der Universität intensivieren, denn der Antrag wurde gemeinsam mit dem Historischen Seminar, dem Institut für Politikwissenschaft, dem Institut für Ethnologie und dem Institut für Niederländische Philologie auf den Weg gebracht. Auch die Doktorandinnen und Doktoranden werden aus den verschiedenen Disziplinen kommen und in enger Kooperation und gemeinsamer Betreuung der beteiligten Hochschullehrer an ihrer Promotion arbeiten.

Die Forschungsperspektive des neuen Gradiertenkollegs konzentriert sich auf den Vergleich zwischen zivilgesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und den Niederlanden. In beiden Ländern entwickelte sich in ähnlichen Phasen eine bürgerliche Gesellschaft und eine Fülle zivilgesellschaftlicher Vereinigungen, die in vergleichbarer Weise auf die Herausforderungen ihrer Zeit reagierten. Andererseits sind die gesellschaftlichen Entwicklungen in beiden Ländern durch erhebliche Unterschiede gekennzeichnet, die für die Ausprägung zivilgesellschaftlicher Netzwerke und Strukturen von großer Bedeutung waren. Der deutsch-niederländische Vergleich ist besonders dazu geeignet, gesellschaftliche Modernisierungsschübe strukturell zu analysieren und im Kontext unterschiedlicher Pfade demokratischer und partizipatorischer Entwicklungen zu gewichten.

Das zweite neue Graduiertenkolleg "Erzeugung von supramolekularen Hohlräumen - Containermoleküle, Makrozyklen und verwandte Verbindungen" sieht eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit niederländischen Wissenschaftlern vor. Auch dieses Projekt wird auf deutscher Seite am 1. Oktober starten und wurde für einen Zeitraum von viereinhalb Jahren bewilligt. Das Gesamtvolumen der Bewilligung beträgt etwa 1,7 Millionen Euro und umfasst unter anderem zwölf Stipendien für Doktoranden. Beteiligt sind sechs Arbeitsgruppen aus der Anorganischen, Organischen und Physikalischen Chemie sowie eine Wissenschaftlerin aus dem Fachbereich Physik. Sprecher ist Prof. Dr. Werner Uhl vom Fachbereich Chemie und Pharmazie.

Im Vordergrund des wissenschaftlichen Programms steht die Synthese von großen anorganischen und organischen Molekülen mit Hohlräumen definierter Größe und Funktionalität, die zu spezifischen Wechselwirkungen mit anderen Verbindungen in der Lage sein sollen. Derartige Verbindungen besitzen große Bedeutung für selektive chemische Prozesse, beispielsweise in der gezielten katalytischen Erzeugung bestimmter chemischer Substanzen. Viele hochselektive biochemische Prozesse basieren auf derartigen spezifischen Wechselwirkungen in Hohlräumen. Der Brückenschlag zu materialwissenschaftlichen Aspekten soll mit der Anwendung von nano-strukturierten Röhren in Festkörpern und deren Modifikation gelingen.

Den molekularen Mechanismen bei der Entstehung von Infektionskrankheiten näher auf die Spur kommen will das Graduiertenkolleg "Molekulare Interaktionen von Pathogenen mit biotischen und abiotischen Oberflächen". Neben der Medizinischen Fakultät sind auch die Fachbereiche Chemie und Biologie an diesem international ausgerichteten Studienprogramm beteiligt, dessen Sprecher Prof. Dr. M. Alexander Schmidt vom Institut für Infektiologie im Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) ist. Die DFG fördert das Projekt für die Dauer von viereinhalb Jahren mit insgesamt rund 2,3 Millionen Euro. In das Programm aufgenommen werden 21 Doktoranden, davon 13 aus den Naturwissenschaften und acht aus der Medizin. Der Blickpunkt der beteiligten Wissenschaftler und Kollegiaten liegt dabei insbesondere auf der Auseinandersetzung von Bakterien, Viren und Pilzen mit den zellulären Barrieren des Wirts und den an der Aufrechterhaltung dieser Barrieren beteiligten Immunzellen. Die Überwindung der Grenzen und der damit verbundenen Abwehreaktionen der Wirtszellen gehört zu den grundlegenden Überlebensstrategien der Erreger und spielt damit eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Infektion.

Trotz grundlegender gemeinsamer Prozesse bei den Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Erregern und Wirt, ist die Forschung bei der Aufklärung der beteiligten Mechanismen in Bakteriologie, Virologie und Parasitologie bislang eher getrennte Wege gegangen. Das Graduiertenkolleg überschreitet die Grenzen der jeweiligen Disziplinen und untersucht die Thematik fachübergreifend an mehreren Modellsystemen. Ziel ist es, die Komplexität der molekularen Vorgänge sowohl auf der Seite der Mikroorganismen als auch auf der des jeweiligen Wirts besser zu verstehen und die beteiligten Doktoranden in diesem integrativen systemübergreifenden Ansatz auszubilden.

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)