Pressemitteilung upm

Vom Kunstherz zum Glauben

Förderkreis der Universität Münster verlieh Nachwuchspreise

Münster (upm), 28. Juni 2006

[Preisträger]
Prof. Dr. Hans H. Scheld, Dr. Rolf Gerlach, die Preisträger Dr. Stefan Klotz und Dr. Thomas Schärtl, Rektor Prof. Dr. Jürgen Schmidt und Prof. Dr. Klaus Müller
Foto: Peter Grewer   

Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, den die Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität vergibt, ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen an den Mediziner Dr. Stefan Klotz und den Theologen Dr. Thomas Schärtl. Verliehen wurde der Preis am Dienstag, 27. Juni 2006, im Haus der Westdeutschen Lotteriegesellschaft (WestLotto) in Münster, einem Mitglied des Universitäts-Förderkreises.

Der Vorsitzende des Förderkreises, Dr. Rolf Gerlach, betonte dabei die Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses für Lehre und Forschung und seine Bedeutung für das Profil der Universität. Der Förderkreis habe sich deshalb schon 1980 aus Anlass des 200jährigen Bestehens der Westfälischen Wilhelms-Universität entschlossen, einen Preis für besonders herausragende Forschungsleistungen des akademischen Nachwuchses zu stiften, der seit 1981 jährlich vergeben wird.

Die beiden diesjährigen Preisträger, der Mediziner Dr. Stefan Klotz und der Theologe Dr. Thomas Schärtl, stellten sich und ihre Arbeitsgebiete in einer Talk-Runde vor, die von der Hörfunkjournalistin und Wissenschaftsredakteurin Dr. Stefanie Seltmann moderiert wurde. Dabei kamen auch der Herzchirurg Prof. Dr. Hans H. Scheld und der Theologe Prof. Dr. Dr. Klaus Müller zu Wort, die Klotz und Schärtl vorgeschlagen hatten.

Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten an der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Münster (UKM) untersucht Dr. Stefan Klotz unter anderem, wie sich ein erkranktes Herz im Zuge einer Kunstherz-Behandlung verändert. Dabei richtet er sein Augenmerk vor allem auf Möglichkeiten, wie sich während dieser Behandlung eine Erholung der Herzmuskelschwäche erreichen lässt. Dahinter steckt das Ziel, das Kunstherz nach einer gewissen Zeit wieder auszubauen, ohne dass noch eine Transplantation erforderlich ist.

In seinen wissenschaftlichen Arbeiten konzentriert er sich insbesondere auf die Frage, warum ein Ausbau des Kunstherzens ohne anschließende Transplantation bislang nur in ganz seltenen Fällen möglich ist, obwohl sich die Herzmuskelzellen während der mechanischen Unterstützungstherapie nahezu komplett erholen. Die Antwort fand Klotz bei näherer Betrachtung der so genannten extrazellulären Matrix, die den Zwischenraum zwischen den einzelnen Herzmuskelzellen darstellt. So konnte er nachweisen, dass sich in diesem Bereich im Zuge der Entlastung des Herzens durch das Kunstherz immer mehr Bindegewebe bildet, was zu einer massiven Erhöhung der muskulären Steifigkeit des Herzens führt. Durch die Einbettung der Herzmuskelzellen in ein dermaßen steifes Gewebe können sie ihrer gemeinsamen Aufgabe, nämlich Blut durch den Körper zu pumpen, nicht mehr ausreichend nachkommen.

Im Fokus seiner aktuellen Forschungen steht jetzt die Frage, ob die Bildung von Bindegewebe bei moderneren Kunstherzen, die das Herz nicht wie die älteren Systeme komplett entlasten, möglicherweise deutlich geringer ist. Gleichzeitig untersucht er Möglichkeiten einer medikamentösen Beeinflussung dieser erhöhten muskulären Steifigkeit. In Kooperation mit dem Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik der Universität Münster konzentriert er sich darüber hinaus auf ein bestimmtes Protein, das bei der Versteifung eine wichtige Rolle spielt und durch dessen Beeinflussung sich neue Perspektiven für die künftige Therapie von Kunstherz-Patienten eröffnen könnten.

Der 36jährige Dr. Thomas Schärtl arbeitet seit 2003 als Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Philosophische Grundfragen der Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster wurde für seine Arbeiten zur Sprachphilosophie und Ontologie sowie zur Erkenntnistheorie des religiösen Glaubens ausgezeichnet. Seine kurz vor dem Abschluss stehende Habilitationsschrift "Am dritten Tage auferstanden" lasse einen fulminanten Beitrag zur theologischen Systematik erwarten. Zahlreiche Publikationen zur aktuellen systematisch-theologischen Diskussion machten Schärtl zu einem ausgewiesenen und anerkannten Kenner der aktuellen Gegenwartstheologie.

Schärtl will zwei Aspekte miteinander verknüpfen: Einerseits geht es ihm um ein Eigenrecht des Glaubens und der gläubigen Sicht auf die Wirklichkeit, andererseits will er gegen religiösen Fundamentalismus jeder Art "Anstandsregeln der Vernunft" etabliert sehen, die einen Schutz vor Intoleranz und Aberglaube bieten sollen. Ein dritter Aspekt kommt hinzu: die Frage nach dem Gewissheitscharakter des Glaubens - eines Glaubens, der sich auch durch berechtigte Zweifel nicht sofort unterkriegen lässt.

Förderkreis der Universität Münster