Pressemitteilung upm

Universität bekennt sich ihrer Verantwortung

Weitere Akte politischer Willkür in der NS-Zeit für nichtig erklärt

Münster (upm), 12. Juli 2006

[Mahmmal]
Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus im Schloss
Foto: Larissa Behr   

Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hatte in den Jahren 2000 und 2001 etwa 30 Personalmaßnahmen der Universität während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als "Akte politischer Willkür" für nichtig erklärt. Dazu gehörten Entlassungen von Mitarbeitern, Relegationen von Studierenden und der Entzug von Doktorgraden. Aufgrund von neuen Recherchen im Universitätsarchiv konnten jetzt weitere sechs Personen benannt werden, die zwischen 1933 und 1945 aus "rassischen" oder politischen Gründen entlassen oder vom Studium ausgeschlossen wurden oder denen der Doktortitel aberkannt wurde. In seiner Sitzung am Mittwoch, 12. Juli 2006, hat der Senat einstimmig auch diese Entlassungen und Relegationen für nichtig erklärt und die zuständigen Fakultäten aufgefordert, die Entziehung der Doktorgrade zu überprüfen.

In den Erklärungen des Senats der WWU aus den Jahren 2000 und 2001 wird festgestellt, dass die Akte politischer Verfolgung die Menschenrechte verletzt haben. Sie seien willkürlich, menschenverachtend und einer Universität unwürdig: "Sie widersprechen zutiefst den humanistischen Idealen, denen sich die Westfälische Wilhelms-Universität Münster verpflichtet fühlt." Die WWU habe sich an den Opfern dieser Willkürmaßnahmen mitschuldig gemacht und bekenne sich voller Scham zu ihrer Verantwortung. Bedauert wird ausdrücklich, dass die Aufklärung dieser Vorgänge, die Auseinandersetzung mit ihnen und die Übernahme der Verantwortung für das verübte Unrecht von der Universität mehr als ein halbes Jahrhundert versäumt worden sei.

Die Erklärung des Senats zu Maßnahmen der Universität während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist auch Teil eines "Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus" von Antonia Low im Südflügel des münsterschen Schlosses, dem Hauptgebäude der Westfälischen Wilhelms-Universität. Die Künstlerin gibt dem Schuldbekenntnis der Universität Raum und Gestalt, indem sie dem Treppenaufgang eine Kopie zur Seite setzt. In Proportion und Material dem Original folgend, führt die Denkmal-Treppe nach acht Stufen vor die Wand. Der blockierte Aufstieg macht den willkürlich gekappten Bildungs- oder gar Lebensweg der Opfer deutlich, die zwischen 1933 und 1945 der Universität verwiesen und verfolgt wurden: ein Leben in der Sackgasse.