Pressemitteilung upm

Späte Ehrung in der Geburtsstadt

Philosoph Prof. Dr. Hans Blumenberg in Lübeck ausgezeichnet

Münster (upm), 14. Juli 2006

Späte Ehrung für den Philosophen Prof. Dr. Hans Blumenberg, der von 1970 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1985 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrte: In seiner Geburtsstadt Lübeck wurde jetzt, zehn Jahre nach seinem Tod, eine Gedenktafel im Eingangsbereich seines Geburtshauses enthüllt. Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe und Kultursenatorin Annette Borns würdigten dabei Blumenberg als "großen Sohn der Hansestadt Lübeck"

Der am 13. Juli 1920 in Lübeck geborene bedeutende Philosoph und Schriftsteller hatte bis zu seinem Lebensende ein "gespaltenes Verhältnis zu seiner Vaterstadt Lübeck", wie Bürgermeister Saxe zuvor bei einem Empfang für Blumenbergs Tochter Bettina sagte. Saxe zählte dabei Blumenberg zu den fünf großen Söhne der Stadt im 20. Jahrhundert, neben Thomas und Heinrich Mann, Erich Mühsam und Willy Brandt.

Der Bürgermeister erinnerte in seiner Rede aber auch daran, dass sich die Lübecker Gesellschaft nach 1933 nicht von ihrer besten Seite zeigte und Blumenberg "die ganze Bandbreite der Ablehnung zu spüren bekam" - bis hin zum Arbeitslager. Doch es gab, so erinnerte Saxe, auch das freisinnige, bürgerliche Lübeck - besonders in der Person von Heinrich Dräger, der Blumenberg eine Arbeitsstelle in seinem Unternehmen anbot, wo er schnell Karriere machte.

Blumenbergs Tochter Bettina hatte zuvor einige bemerkenswerte Details verraten: Heinrich Dräger, den ihr Vater stets den "Alten" nannte, hielt durch die Einstellung Blumenbergs die Nazis davon ab, diesen später international renommierten Wissenschaftler wie viele andere dem KZ auszuliefern. Hans Blumenberg selbst habe zwar über seine eigene Verfolgung im Nationalsozialismus nie berichtet, wohl aber über seinen Gönner, den Lübecker Unternehmer Heinrich Dräger. Der war es auch, der ihrem Vater Geld für ein Studium gegeben habe..

Hans Blumenberg studierte ab 1945 in Hamburg Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie, wurde 1947 promoviert, habilitierte sich 1950 und wurde 1958 in Hamburg außerordentlicher und 1960 in Gießen dann ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er an die Ruhr-Universität Bochum und übernahm 1970 einen Philosophie-Lehrstuhl in Münster. Kurz vor seinem Tod, im Jahr 1995, trug die Hansestadt Lübeck Blumenberg dann doch noch die längst fällige Ehrenbürgerschaft an. Doch dazu kam es nicht mehr: Prof. Dr. Hans Blumenberg starb am 13. Juli 1996 in Altenberge bei Münster.

Auf der Gedenktafel an der Hüxstraße 17 in Lübeck steht: "Geburtshaus von Hans Blumenberg, Philosoph und Schriftsteller, geboren 13. Juli 1920, gestorben 28. März 1996". Aufgenommen wurde auch der Satz von Blumenberg: "Nachdenklichkeit heißt: Es bleibt nicht alles so selbstverständlich, wie es war."

Pressedienst der Hansestadt Lübeck