Pressemitteilung upm

Winzige Virenkanäle werden untersucht

Münstersche Wissenschaftler an Projekten der VolkswagenStiftung beteiligt

Münster (upm), 28. Juli 2006

Einige Viren breiten sich in den Zellen befallener Pflanzen aus, indem sie einen winzigen Kanal aus Proteinen zwischen benachbarten Zellen ausbilden. Die so entstehenden Virenkanäle sind letztlich nichts anderes als Nanoröhrchen, die mit ihren mechanischen und elektrischen Eigenschaften das zukunftsweisende Feld der Nanotechnologie außerordentlich erweitern könnten. Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam aus Münster, Halle/Saale und Karlsruhe untersucht die Virenkanäle und wird dabei von der VolkswagenStiftung mit insgesamt knapp 370.000 Euro finanziell unterstützt.

Prof. Dr. Dirk Prüfer vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen der Universität Münster rechnet ebenso wie seine am Projekt beteiligten Kollegen Dr. Andreas Kiesow vom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle/Saale und Prof. Dr. Peter Gumbsch vom Institut für Zuverlässigkeit von Bauteilen und Systemen der Universität Karlsruhe damit, dass die untersuchten Virenkanäle in befallenen Pflanzen noch unerkannte mechanische Eigenschaften besitzen - möglicherweise der Spinnenseide vergleichbar.

Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Projekts "Mechanical measurements on plant virus derived tubes" werden die Wissenschaftler die fundamentalen mechanischen und elektrophysiologischen Eigenschaften der Nanoröhren detailliert und mit speziell entwickelten Messaufbauten untersuchen, um das Potenzial dieser Kanäle für mögliche künftige Anwendungen zu erschließen. Für die Forscher ist es vorstellbar, dass Virenkanäle in Zukunft etwa als mechanisch stabiles Verbindungselement in der Bio-, Nano- oder Mikroelektronik eingesetzt werden können.

Ein weiterer Wissenschaftler aus Münster, Prof. Dr. Harald Fuchs vom Physikalischen Institut der WWU, ist an einem anderen Vorhaben beteiligt, das ebenfalls von der VolkswagenStiftung im Rahmen der nun auslaufenden Initiative "Komplexe Materialien: Verbundprojekte der Natur-, Ingenieur- und Biowissenschaften" gefördert wird. Gemeinsam mit Kollegen aus Mülheim/Ruhr, Würzburg und Leiden/Niederlande untersucht der münstersche Nano-Forscher biologisch inspirierte Farbstoffaggregate für supramolekulare Elektronik. Die Stiftung fördert dieses Vorhaben mit insgesamt rund 700.000 Euro.

Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen