Pressemitteilung upm

Randgruppen in den Mittelpunkt gerückt

Prof. Helmut H. Koch geht in den Ruhestand

Münster (upm), 09. August 2006

Koch
Prof. Dr. Helmut H. Koch

Am 12. August 2006 wird Prof. Dr. Helmut H. Koch vom Germanistischen Institut der Universität Münster 65 Jahre alt. Bereits zum Ende des Sommersemesters ist er in den Ruhestand getreten.  

Helmut H. Koch wurde in Beckum geboren, studierte nach seinem Abitur 1961 an den Universitäten Münster, München und Berlin die Fächer Germanistik, Philosophie und Latein und schloss das Studium mit dem ersten und zweiten Staatsexamen und der Promotion ab. 1971 wurde er Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, an der er nach erfolgreicher Habilitation ab 1977 als Dozent tätig war. Mit der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität wechselte er 1980 zur WWU, wo er ab 1982 als Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik lehrte.  

Neben zahlreichen Tätigkeiten im Rahmen der Studienreform und der Hochschulselbstverwaltung - er war unter anderem vier Jahre lang Dekan - lag sein Haupttätigkeitsfeld im Bereich der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung im Fach Deutsch für die Primarstufe und Sekundarstufe I. Dort förderte er Studienanfänger mit ebensolcher Begeisterung wie Examenskandidaten und den wissenschaftlichen Nachwuchs, dessen Dissertationen er betreute. Innerhalb der Germanistik entwickelte er innovative Arbeitsbereiche, die eine große überregionale Ausstrahlung bewirkt haben.  

Sein besonderes Interesse gilt der Literatur gesellschaftlicher Randgruppen, vor allem Texten aus dem Gefängnis, aus Psychiatrien, der Obdachlosenszene oder auch den großen Peripherie draußen: der Dritten und Vierten Welt. Er richtete an der Universität Münster die Arbeitsstelle Randgruppenkultur/-literatur ein, die auch nach seinem Weggang fortbestehen soll, und initiierte mehrere interdisziplinäre Forschungsstudien, internationale Tagungen und Kulturfestivals. Unvergessen sind die beiden Münsteraner Kulturwochen "Grenzgänge - normal verRückt verRückt normal" 1996 und 2000 sowie das europäische Projekt "spaces to live" 2003.  

Für sein Engagement und seine Veröffentlichungen erhielt er verschiedene Auszeichnungen, unter anderem den deutschen Jugendliteraturpreis 1985 für "Die Frauen von der Plaza de Mayo" und für seine Verdienste um die Integration psychisch Kranker in das Kulturleben den Gesundheitspreis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (2000). Die Beschäftigung mit Literatur findet für Helmut H. Koch niemals im Elfenbeinturm der Wissenschaft statt, sondern ist motiviert durch vielfältige direkte Kontakte zu Außenseitern der Gesellschaft. Einige Projekte, die ihm besonders am Herzen liegen - etwa den bundesweit einzigartigen Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene - wird Helmut H. Koch auch im Ruhestand weiter führen.  

Arbeitsstelle Randgruppenkultur/-literatur