Pressemitteilung upm

Hart zu Bakterien - Sanft zu den Zähnen

In der Universitäts-Zahnklinik Münster entwickelte neue Methode zur Zahnreinigung hat sich sehr bewährt

Münster (upm), 30. August 2006

Zahnreinigung
Was auf dem Foto aussieht wie der Antriebsstrahl eines Spaceshuttles, ist in Wirklichkeit ein vordosiertes Gemisch aus feinem Kristallpulver, Druckluft und Wasser zur Entfernung von Bakterienbelägen bei Parodontitis.

Gehen Zähne im Erwachsenenalter verloren, liegt die Ursache meistens bei einer Parodontitis. Von dieser bakteriellen Infektionserkrankung, die den Schwund von Zahnfleisch und Knochen zur Folge hat, sind in Deutschland über die Hälfte aller Erwachsenen betroffen. Um Zahnverluste durch Parodontitis zu vermeiden, müssen bei betroffenen Patienten ein Leben lang in drei- bis viermonatigen Abständen alle Zähne beim Zahnarzt fachmännisch gereinigt werden. Eine weitestgehend schmerzlose, schonende und zeitsparende Methode zur Zahnreinigung wurde an der Poliklinik für Parodontologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) entwickelt und dort seither bereits über 5000 Mal erfolgreich angewandt.  

"Die herkömmlichen Methoden sind zwar wirkungsvoll, jedoch auch sehr zeitaufwändig und für den Patienten mitunter schmerzhaft" berichtet der kommissarische Leiter der Poliklinik für Parodontologie Privatdozent Dr. Benjamin Ehmke. Im Jahr 1999 habe man dort nach einer Idee des damaligen Direktors Prof. Dr. Thomas Flemmig und Privatdozent Dr. Gregor Petersilka begonnen, eine neue Möglichkeit der Zahnreinigung zu entwickeln. Während die Bakterienbeläge bei den bisherigen Verfahren mit scharfen Instrumenten von den Zahnoberflächen abgeschabt werden, erfolgt die Entfernung bei der neuen Methode ähnlich wie bei einem Sandstahlgerät. Hierbei wird ein Gemisch aus Wasser, Luft und feinem Kristallpulver mit leichtem Druck auf die Zahnoberfläche gesprüht. "Die Druckluft, Wasser und das Kristallpulver sind so aufeinander abgestimmt, dass keine Zahnsubstanz abgetragen wird, wohl aber Bakterienbeläge rasch über und unter dem Zahnfleisch entfernt werden", erklärt Ehmke.  

Die Wirksamkeit dieser Methode wurde in klinischen Studien nachgewiesen und bereits auf internationalen Kongressen präsentiert. Seit etwa fünf Jahren kommt in der täglichen Behandlungsroutine diese so genannte "Niedrig-abrasive Pulverstrahltechnik" zum Einsatz. "Die Resonanz der Patienten ist sehr positiv und wir konnten in den letzten Jahren keine negativen Begleiterscheinungen beobachten", berichtet Ehmke. Die Methode dürfe nicht mit den herkömmlichen Pulverstrahltechniken verwechselt werden, da diese mit wesentlich aggressiveren Kristallpartikeln arbeiten. Aus diesem Grund dürfen herkömmliche Pulverstrahlgeräte auch nur auf dem Zahnschmelz, keinesfalls aber auf Füllungen oder Zahnwurzeln eingesetzt werden. "Genau hier setzt unsere Methode an, denn bei Patienten mit Parodontitis liegen meist die Zahnhälse und damit auch die empfindlichen Zahnwurzeln frei", erklärt Ehmke. Viele mit dieser Methode behandelte Patienten freuen sich auch über die kürzere Behandlungsdauer, denn auch wenn eine fachmännisch durchgeführte Zahnreinigung eine gut zu ertragende Behandlung ist, fühlen sich die meisten Patienten am wohlsten, wenn sie den Zahnarztstuhl schnell wieder verlassen können.  

Poliklinik für Parodontologie