Pressemitteilung upm

Prävention bleibt wichtigste Maßnahme

"Münsteraner Tag der HIV-Infektion 2006" - Symposium am UKM über aktuelle Aspekte der Therapie

Münster (upm), 13. September 2006

Neue Verfahren der AIDS-Behandlung haben die Lebenserwartung betroffener Patienten in den letzten zehn Jahren deutlich erhöht. Gleichwohl ist auf der anderen Seite die Zahl neu diagnostizier HIV-Infektionen in Deutschland weiter drastisch gestiegen und lag 2005 bereits bei rund 2500. Trotz vieler neuer Medikamente und erheblicher Forschung weltweit besteht aus Sicht von Experten derzeit keine begründete Aussicht auf Heilung von HIV und AIDS in den nächsten Jahren. Die wichtigste Maßnahme ist also nach wie vor die Prävention. Die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der HIV-Medizin sind am kommenden Samstag, 16. September 2006, Thema eines Symposiums am Universitätsklinikum Münster (UKM). Durchgeführt wird der von 9 bis 13 Uhr im Hörsaal L 20 im Lehrgebäude des Klinikums stattfindende "Münsteraner Tag der HIV-Infektion 2006" von der interdisziplinären Arbeitsgruppe HIV-Infektion am UKM.  

Fast 25 Jahre sind seit der Erstbeschreibung von AIDS in den USA und Frankreich vergangen. Seit der Einführung der aus einer Kombination dreier Medikamente bestehenden hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) als Standardtherapie überleben die Patienten viel länger bei guter Lebensqualität. Allerdings verlangt diese Therapie von den behandelten Patienten ein hohes Maß an Bereitschaft, die zum Teil komplexen Medikamenten-Einnahmeschemata und Nebenwirkungen mitzutragen. Die drastische Zunahme der Neuinfektionen wird unter anderem auch als Reaktion auf die verbesserte Langzeitprognose gesehen. .  

Eröffnet wird das Symposium mit einem Beitrag zum Thema HIV und Depression. Gerade depressive Episoden werden häufig nur schwer erkannt, obwohl sie richtungsweisende Bedeutung für die weitere Therapie der HIV-Infektion und für die Einhaltung der Therapie haben. Depressionen und Hoffnungslosigkeit führen häufig dazu, dass Patienten die Behandlung der HIV-Infektion abbrechen, mit allen negativen Folgen für die Patienten selber und alle Sozialsysteme. Ein häufiges Problem stellen auch Schmerzen dar. Je nach Stadium der HIV-Infektion leiden 40 bis 80 Prozent der Patienten insbesondere unter Kopfschmerzen oder Schmerzen im Zusammenhang mit Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Die Differentialdiagnose und Behandlung von Kopfschmerzen und Polyneuropathien bildet daher einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung.  

Weiteres Thema ist die Behandlung der HIV-Infektion bei Schwangeren. Sie erfordert besondere Kenntnisse und eine Kooperation zwischen Internisten und Gynäkologen. Frühe Diagnostik und Therapie ist hier von besonderer Bedeutung, da das Risiko der Infektion Neugeborener auf zwei Prozent gesenkt werden kann. Ohne Therapie liegt das Risiko bei 30 Prozent. Erörtert werden darüber hinaus Nebenwirkungen von HAART, die insbesondere in Anbetracht der langen Therapiedauer zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wie bei dem Symposium deutlich werden wird, führt das HI-Virus auch zu Veränderungen der Nierenfunktion. Die Kenntnis der speziellen Diagnostik und Therapie sind unabdingbar für Ärzte, die Patienten mit HIV-Infektionen behandeln.  

Neben der steigenden Anzahl von Patienten mit HIV-Infektion nimmt auch die Zahl von Patienten, die an Syphilis erkrankt sind, in letzter Zeit erheblich zu. Die frühe Diagnostik und Therapie der Syphilis bei Patienten mit und ohne HIV-Infektion gewinnt damit auch in Deutschland wieder zunehmend an Bedeutung. Für Patienten mit HIV-Infektionen ist die Behandlung bei gleichzeitig bestehender Syphilis um so wichtiger, da jede weitere Infektion neben der HIV-Infektion zu einem rascheren Fortschreiten der HIV-Infektion selber führt. Zum Abschluss der Veranstaltung wird der aktuelle Stand der antiretroviralen Therapie im Vollbild AIDS bei bisher nicht Behandelten dargestellt. Die Leitung und Organisation der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Akademie für Ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen Lippe sowie der Deutschen Neuro-AIDS-Arbeitsgemeinschaft durchgeführt wird, liegt bei Dr. Doris Reichelt, Dr. Ulf Könne, Prof. Dr. Dr. Stefan Evers und Prof. Dr. Ingo W. Husstedt von der interdisziplinären Arbeitsgruppe HIV-Infektion am UKM. Erwartet werden rund 150 Teilnehmer, wobei auch Betroffene herzlich willkommen sind.