Pressemitteilung upm

Alternativen zur sprachlichen Monokultur

37. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik zum Thema "Globalisierung"

Münster (upm), 22. September 2006

Das Wechselspiel der Sprachen im Wandel der Globalisierung lässt mindestens so viele unterschiedliche Meinungen zu, wie es Sprachen auf dieser Welt gibt. Sicher ist dabei nur eins: Jede einzelne Sprache verändert sich stetig unter dem Einfluss des globalen Wettbewerbs. Die Chancen und Risiken dieser Veränderungen werden derzeit von etwa 500 Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland auf der 37. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) im Fürstenberghaus in Münster diskutiert, die in Zusammenarbeit mit dem Sprachenzentrum der WWU ausgerichtet wird.  

Zentrale Bedeutung kommt auf dem Kongress zum Thema "Globalisierung" dem Begriff "Mehrsprachigkeit" zu, der sowohl sprachkulturelle Brisanz als auch ein enormes kulturelles, ökonomisches und pädagogisches Potenzial in sich birgt. Dies kann auch als Vorbereitung auf den 15. Weltkongress für Angewandte Linguistik gesehen werden, der im Jahre 2008 in Essen veranstaltet und sich intensiv mit dem Thema Mehrsprachigkeit beschäftigen wird.  

"Gerade in Deutschland gibt es durch die hohe Migrationsrate ein tolles Sprachpotenzial, dass leider noch nicht hinreichend aufgenommen wird", berichtet Prof. Dr. Konrad Ehlich von der Universität München. Er sieht vor allem die Bildungspolitik im Zugzwang, die viel mehr "zur Mehrsprachigkeit ermuntern" und schon bei der Ausbildung der Lehrer auf eine erhöhte Sensibilität für Sprachen und Kulturen Wert legen solle. Protektionismus gegenüber äußeren Einflüssen ist bei der sprachlichen Ausschöpfung der "Migrations-Ressourcen" auch für Prof. Dr. Wilhelm Grießhaber, Leiter des Sprachenzentrums der WWU und lokaler Veranstaltungsleiter, nicht der richtige Weg. Er setzt in der Grundschule auf begleitende Leseförderung in der Muttersprache der Migrationskinder, um so bei ihnen ein schärferes Bewusstsein für ihre mehrsprachige Umgebung zu fördern. Daraus resultiere automatisch auch ein gesteigertes Interesse an der deutschen Sprache, so Grießhaber. In einem auch als "Glokalisierung" bezeichneten Wechselspiel globaler und lokaler Kräfte entstehen so neue Konstellationen von Mehrsprachigkeit in den Großstädten, wo im Kontakt von Landes und Einwanderersprache neue Sprachkulturen entstehen, die es zu verstehen gilt.  

Bei der Entwicklung der Sprachen im Zuge der Globalisierung denken die meisten vor allem an die Allgegenwärtigkeit der englischen Sprache, die sich immer mehr und schier unaufhaltsam in den meisten Sprachkulturen festzusetzen scheint. Von sprachlicher Monokultur in der internationalen Kommunikation ist oft die Rede. Doch ganz so linear ist diese Entwicklung wohl doch nicht, sagt auch der scheidende Präsident der GAL, Prof. Dr. Ulrich Ammon von der Universität Duisburg-Essen. "War Englisch lange Zeit die dominante Sprache, so sinkt ihr Anteil im WWW seit einigen Jahren stetig. Deutsch rangiert bei den im Internet geschriebenen Sprachen mittlerweile an weltweit zweiter Stelle." Für Ammon stellt das Internet besonders für die kleinsten Sprachgemeinschaften auch eine Chance dar, international zu überleben, weshalb die sprachliche Vielfalt von Tag zu Tag wachse.  

Weitere Informationen und das Tagungsprogramm gibt es auf der Tagungs-Homepage unter http://deuserv.uni-muenster.de/gal-2006/.  

 

 

 

Homepage der Jahrestagung