Pressemitteilung upm

Schuld und Sühne

Kinder-Uni Münster startete ins siebte Semester

Münster (upm), 22. September 2006

Nelles
Prof. Dr. Ursula Nelles erklärte den Kindern, welche Rolle die Absicht für Strafe wirkt. Foto: Peter Grewer

Mit einem bösen Unfall startete die Kinder-Uni Münster in das siebte Semester. Weil David sich darüber ärgerte, dass Hendrik mit seinem Fahrrad über den Gehweg fuhr, trat er ihn kurzerhand vom Rad, wobei nicht nur Hendriks Brille, sondern auch sein Nasenbein zu Bruch ging. Doch zum Glück flossen weder Blut noch Tränen. Denn besagter Unfall wurde von Geburtstagskind David und seinem Freund Hendrik lediglich pantomimisch auf der Bühne des Hörsaals H1 dargestellt, um ein alltägliches Fallbeispiel der Kriminalwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Nelles zu demonstrieren.  

Trotz strahlenden Sonnenscheins holten sich rund 750 Schülerinnen und Schüler ihre neuen rosafarbenen Kinder-Studierendenausweise vor dem Foyer des Hörsaalgebäudes am Hindenburgplatz ab, um anschließend den Ausführungen der künftigen Rektorin der Universität Münster zu Unrecht und Schuld als Voraussetzung für Strafe zu lauschen. Nach dem Hendrik die schmerzhafte Bekanntschaft mit dem fiktiven Asphalt gemacht hat, beschuldigt er David: "Das hast du absichtlich gemacht!" "Hab ich nicht! Fahr gefälligst nicht auf dem Bürgersteig", kontert David. Welcher von beiden hat Recht? Und wer muss für den Schaden an Hendriks Brille und seine Schmerzen aufkommen?  

All diesen Fragen ging die Professorin vom Institut für Kriminalwissenschaften nach, indem sie den Kindern zuerst einmal den Unterschied zwischen Zivilrecht, öffentlichem Recht und Strafrecht erklärte. Nachdem feststand, dass David wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung bestraft werden könnte, wurde die Art der Strafe und das Strafmaß erörtert. Dabei gingen die Vorschläge der Kinder von Hausarrest über Taschengeldentzug bis hin zu Computer- und Fernsehverbot. Große Erleichterung und Freude machte sich im Saal breit, als Nelles klarstellte, dass Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres nicht schuldfähig seien. Letztlich stellte sich heraus, dass David sowohl die Brille als auch ein Schmerzensgeld an Hendrik bezahlen müsste, egal ob er ihn vorsätzlich oder nur fahrlässig vom Rad getreten hat.  

"Das war ziemlich kompliziert", gab der zehnjährige Rami aus Steinfurt zu. "Aber ich habe alles aufgeschrieben und wenn ich mir das zu Hause noch einmal anschaue, begreife ich das bestimmt." Der neunjährige Niklas aus Münster freute sich hingegen, dass er erfahren habe, wie er seine kleine Schwester Franka bestrafen könne, wenn sie ihn das nächste Mal haue.  

Die nächste Kinder-Vorlesung findet am 13. Oktober 2005 um 16.15 Uhr im Hörsaal H1 am Hindenburgplatz statt. Dann wird Prof. Dr. Susanne Klumpp vom Institut für pharmazeutische und medizinische Chemie ausgehend von der Frage "Schmerzen - müssen die eigentlich sein?" über die Geheimnisse der Pharmazie sprechen. Eingeladen sind wie bisher alle acht- bis zwölfjährigen Schülerinnen und Schüler aus Münster und Umgebung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Plätze im Hörsaal H1 sind jedoch den Kindern vorbehalten. Für ihre Eltern wird die Vorlesung bei Bedarf in benachbarte Hörsäle und das Foyer übertragen. Weitere Informationen, eine Literaturliste sowie ein Forum, in dem die Kinder noch ungeklärte Fragen an Prof. Nelles loswerden können, sind im Internet unter www.kinderuni-muenster.de zu finden.  

 

Kinder-Uni Münster