Pressemitteilung upm

Sozialethik im Wandel der Zeit

100 Jahre Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre in Münster

Münster (upm), 16. November 2006

Höffner
Leben und Werk des vor hundert Jahren geborenen Theologen Prof. Dr. Joseph Höffner widmet sich ein neues Buch. Foto: Schöningh-Verlag

Hundert Jahre Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre in Münster bedeutet auch ein Jahrhundert Sozial- und Kirchengeschichte. Die Geschichte des Lehrstuhls und des 1951 daraus entstandenen Instituts für Christliche Sozialwissenschaften zeichnen drei Bücher nach, die in diesem Jahr im Paderborner Schöningh-Verlag erschienen sind.  

Vor 100 Jahren, am 24. Dezember 1906, wurde in Horhausen im Westerwald Joseph Höffner geboren. Der spätere Theologieprofessor und Gründer des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster, Bischof von Münster, Erzbischof von Köln und Kardinal gilt noch heute als einflussreicher katholischer "Soziallehrer", der auch wesentlich zur Grundstlegung der "Sozialen Marktwirtschaft" im Nachkriegsdeutschland beigetragen hat. Das von Prof. Dr. Dr. Karl Gabriel und Dr. Hermann-Josef Große Kracht herausgegebene Buch "Joseph Höffner "1906 - 1987) - Soziallehre und Sozialpolitik" bietet eine repräsentative Auswahl seiner zentralen Texte aus den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts.  

Nicht wegzudenken aus der Geschichte der katholischen Arbeiterbewegung und der deutschen Sozialpolitik ist Franz Hitze, der als Reichstags- und preußischer Landtagsabgeordneter den neu geschaffenen Lehrstuhl für christliche Gesellschaftslehre an der Universität Münster für eine wegweisende Verbindung von politischer Theorie und Praxis zur Lösung der sozialen Frage im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nutzte. Gegen erheblichen Widerstand kämpfte Hitze für den Arbeitsschutz und ein Koalitionsrecht der Arbeiter. In dem von ihnen herausgegebenen Buch "Franz Hitze (1851 - 1921): Sozialpolitik und Sozialreform" erinnern Gabriel und Große Kracht an Leben, Werk und Wirken des Theologen und präsentieren zentrale Originaltexte des großen katholischen Sozialpolitikers, die sich vor dem Hintergrund der heutigen Debatte um die "Krise des Sozialstaats" als erstaunlich aktuell erweisen.  

Prof. Dr. Manfred Hermanns von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg ist Autor des ebenfalls im Schöningh-Verlag neu erschienenen Buches "Sozialethik im Wandel der Zeit", das Persönlichkeiten, Forschungen und Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften zwischen 1893 und 1997 beschreibt. Der vom Sozialreform Franz Hitze begründete und lange Zeit einzige Lehrstuhl dieser Disziplin in Münster war intensiv in die deutsche Sozial- und Kirchengeschichte verwoben und hat sich aktiv mitgestaltet. Von diesem Lehrstuhl und dem 1951 daraus entstandenen Institut gingen nach dem Urteil von Prof. Hermanns "entscheidende Impulse für Reformen in Politik und Kirche aus".  

 

Institut für Christliche Sozialwissenschaften