Pressemitteilung upm

Wenn das Leben zu früh beginnt

UKM lädt zum Perinatal-Symposium ein

Münster (upm), 23. November 2006

Klockenbusch
Walter Klockenbusch betreute Sigrid und Hannah Westers vor vier Jahren am UKM. Foto: upm

Theo ist immer mit dabei. Aber eigentlich braucht Hannah die Unterstützung durch ihr Kuscheltier gar nicht. Die Vierjährige ist quirlig und alles andere als scheu. Gut drauf eben. Das war nicht immer so und hätte auch anders ausgehen können: Hannah kam in der 30. Schwangerschaftswoche mit einem Kaiserschnitt am Universitätsklinikum Münster (UKM) zur Welt. Zu früh eigentlich, um ein Leben auf der Welt zu beginnen. Und vor allem: Zu klein. Hannah wog 675 Gramm bei ihrer Geburt. "Es war der blanke Horror", beschreibt Sigrid Westers diese Zeit. Dabei begann die Schwangerschaft völlig unauffällig. Freunde und Bekannte wunderten sich zwar über Sigrid Westers kleinen Bauch, aber weder sie - es war schließlich ihr erstes Kind - noch der behandelnde Frauenarzt wurden misstrauisch. Heute weiß Westers, dass ein auffällig kleiner Bauch ein wichtiges Alarmzeichen sein kann: Ihr Kind war zu klein, um mindestens sechs Wochen wachstumsverzögert. "Die so genannte intrauterine Wachstumsrestriktion gehört mit zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft", erklärt Priv.-Doz. Dr. Walter Klockenbusch, Leiter des Bereichs Geburtshilfe an der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Münster (UKM). Die Ursache sind meist Durchblutungsstörungen des Mutterkuchens. Das "9. Münsteraner Perinatal-Symposium" am UKM beschäftigt sich am Samstag den 25. November mit Ursachen und Folgen dieser Wachstumsrestriktion. Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz reisen an, um Fächer übergreifend zu diskutieren. Sigrid Westers bekam damals ganz plötzlich sehr starke Schmerzen. Die Diagnose ihres Frauenarztes: Akute Blinddarmentzündung. Sie wurde schnell in ein Krankenhaus eingeliefert, wo ihr auch der Blinddarm entfernt wurde. Dann der Schock. Mit dem Blindarm sei alles in Ordnung gewesen - nur mit dem Kind nicht, das sei möglicherweise zu klein. Um sicher zu gehen, wollten die auswärtigen Kollegen Sigrid Westers ins UKM überweisen. Nachdem dort sowohl die Herzfrequenz als auch die Durchblutung des Babys mit speziellen Geräten untersucht wurden, war schnell klar: "Wir mussten einen eiligen Kaiserschnitt machen", blickt Klockenbusch zurück. Denn nun ließ sich mit Gewissheit sagen, was vorher Spekulation war: Die starken Schmerzen Sigrid Westers waren ein Warnzeichen ihres Körpers, dass ihr Kind nicht mehr gut versorgt war. "Bis heute ist es eine der wichtigsten Aufgaben, genau abzuwägen, wie lange wir eine Schwangerschaft zum Wohl des Kindes verlängern können und ab wann wir das Leben eines Kindes besser außerhalb der Gebärmutter schützen können", erklärt Klockenbusch. Denn so spezialisiert und fortgeschritten die Medizin auch ist: Das beste Nest für ein unreifes Baby ist nach wie vor der Bauch der Mutter. Das wird ein wichtiges Thema sein auf dem Kongress: Wie lassen sich die Feten noch besser im Bauch überwachen? Und was kann man therapeutisch machen? Hannah jedenfalls hatte großes Glück: Sie ist zwar im Vergleich zu anderen Kindern auch heute noch etwas kleiner, aber sonst ist alles völlig in Ordnung. Das UKM hat Hannah damals nach ihrer Geburt mit einem Gewicht von 2115 Gramm und einer Länge von 42 Zentimetern verlassen - und zwar am ausgerechneten Geburtstermin. Zu dem Symposium laden gemeinsam die Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des UKM sowie die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKM ein. Infos zur Teilnahme erteilt Kerstin Ottenstreuer unter der Telefonnummer 0251/83-48212 oder unter der Mailadresse ottensk@mednet.uni-munester.de.