Pressemitteilung upm

Die Täter werden immer jünger

Informationsveranstaltung über sexuelle Gewalt gegen Kinder

Münster (upm), 31. Oktober 2007

"Die Täter werden immer jünger". Prof. Dr. Herbert Ulonska von der Universität Münster räumte bei einer Veranstaltung über "Sexuelle Gewalt gegen Kinder" am Dienstag, 30. Oktober 2007, in Warendorf mit manchen Vorurteilen und Fehleinschätzungen auf. Der Leiter des Projekts "Kinderschutzportal" wies die teilnehmenden 200 Lehrerinnen und Lehrer aus dem östlichen Münsterland darauf hin, dass die Täter bei sexuellem Missbrauch durchschnittlich 25 Jahre alt sind. Auch in Bezug auf das Geschlecht müsse der Mythos vom "bösen alten Mann" relativiert werden: Nach Angaben von Prof. Ulonska üben auch Frauen sexuelle Gewalt an Kindern aus. Für die Opfer zeigten sich vergleichbare zerstörerische Folgen: "Vor allem von Frauen missbrauchte Jungen haben es sehr schwer, Gehör für ihr Leiden zu finden".  

Falsch sei auch das Bild vom "großen Unbekannten". Die meisten Täter stammten aus dem sozialen Nahbereich der Opfer. Der Täter sei dem Opfer häufig bekannt und im täglichen Umgang vertraut. 23 Prozent der Täterinnen und 17 Prozent der Täter seien Familienangehörige, rund die Hälfte komme aus dem Bekanntenkreis. Nur in etwa einem Drittel der Fälle handele es sich um Fremdtäter. Jährlich würden in Deutschland rund 16.000 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder registriert, die Dunkelziffer werde auf 80.000 und 300.000 geschätzt.  

Für Dr. Ulrike Itze, Vorsitzende des Fördervereins "Lehren, forschen, lernen" und selbst Lehrerin, kommt es vor allem darauf an, die Information über und die Sensibilität für das Thema "Sexuelle Gewalt gegen Kinder" in den Schulen und Kindergärten zu verbessern. "Das Projekt setzt an der Basis an, also bei den verantwortlichen Lehrkräften, die häufig erste Vertrauenspersonen für missbrauchte Kinder sind". Angesichts der hohen Dunkelziffer könne keine Pädagogin und kein Pädagoge dem Thema mehr ausweichen.  

Mit der Informations- und Diskussionsveranstaltung über sexuelle Gewalt gegen Kinder im Warendorfer SparkassenForum startete das am Zentrum für Lehrerbildung der Universität Münster angesiedelte Projekt "Kinderschutzportal" eine Reihe, die in den kommenden Monaten mit Unterstützung der Sparkasse Münsterland Ost in weiteren Orten des Münsterlandes fortgeführt werden soll. Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sollen damit in die Lage versetzt werden, sexuelle Gewalt gegen Kinder zu erkennen und präventiv dagegen vorzugehen. Die neuen Informationsveranstaltungen ergänzen die wissenschaftlichen Aktivitäten und das Internetportal des Projekts (www.kinderschutzportal.de).  

 

 

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