Pressemitteilung upm

Menschen im Mittelalter

Neu an der WWU Münster: Prof. Dr. Eva Stauch

Münster (upm), 06. Februar 2007

Entgegen der landläufigen Meinung sind im Mittelalter einige Menschen alt geworden, erlebten sogar ihr 70. Lebensjahr. Besonders ältere Frauen waren innerhalb der Familien und Dorfgemeinschaften sehr angesehen. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Eva Stauch, die neu an das Historische Seminar, Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, der WWU Münster berufen worden ist. In einem ihrer Schwerpunktgebiete, der Sozialgeschichte, geht sie diesem Thema auf den Grund - im wahrsten Sinne. Da es kaum Schriftquellen gibt, dienen archäologische Quellen, wie Grabbeigaben, als Forschungsmaterial. Wohlhabenden Menschen wurden Waffen oder Speisen mit in die Gräber gelegt, damit sie, wie Prof. Stauch erklärt, "für ihre letzte Reise gewappnet waren". Frauen trugen dabei Fibeln, eine Art prunkvolle Gewandbroschen, welche ihre Kleidung zuhielten, denn Knöpfe oder gar Reißverschlüsse gab es damals noch nicht.  

Außerdem steht die Migrations- und Akkulturationsforschung im Mittelpunkt ihrer Arbeit, ganz konkret die Einwanderung der Angelsachsen nach Mitteleuropa im 6 Jahrhundert. Sie untersucht, wie sich Kulturen anzugleichen versuchen. Neben der Kulturanthropologie ist die Chronologie ein weiterer Forschungsschwerpunkt. Die Wissenschaftlerin meint lächelnd: "Das Thema ist bei manchen Kollegen nicht so beliebt. Aber ich persönlich mag es gern, um die Bodenfunde zeitlich genau zuordnen zu können." Die 44-Jährige hat in Würzburg und Wien studiert und in Marburg ihr Habilitationsprojekt über alte Menschen im Mittelalter absolviert. "Danach hat Münster mich gerufen und ich fühle mich hier sofort heimisch", erklärt Prof. Stauch. Wie Würzburg liege in Münster die gesamte City innerhalb eines Walls und besitze viele Gebäude aus der Wiederaufbauzeit der Fünfziger Jahre. In Münster möchte die neue Professorin vor allem "gute Lehre machen und viele junge Westfalen zu Archäologen ausbilden". Nach ihren Ausstellungen über ausgegrabenes Spielzeug aus Römerzeit und Mittelalter in den Städtischen Museen Heilbronn hat Prof. Stauch auch in Münster große Lust, gemeinsam mit Studierenden eine große Ausstellung zu planen und durchzuführen, zumal diese Arbeit ein wichtiges Berufsfeld für künftige Archäologen darstelle.  

Prof. Dr. Eva Stauch ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft frühgeschichtliche Archäologie Mannheim und im Mediävistenverband e.V. In ihrer Freizeit liest sie gerne englische und skandinavische Romane aus dem 19. und frühen 20.Jahrhundert, aber auch mal einen William Faulkner zwischendurch.  

 

Prof. Dr. Eva Stauch