Pressemitteilung upm

Arbeit am ökologischen Langzeitgedächtnis

Der Umwelttoxikologe und Pharmakologe Prof. Fritz H. Kemper wird 80

Münster (upm), 07. Februar 2007

Porträt Prof. Fritz H. Kemper
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Fritz H. Kemper Foto: ukm

Professor Dr. Dr. h.c. mult. Fritz H. Kemper, von 1969 bis 1992 Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Münster, vollendet am Freitag, 9. Februar 2007, sein 80. Lebensjahr. Der international renommierte Experte insbesondere auf dem Gebiet der Umwelttoxikologie leitete auch nach seiner Emeritierung noch bis Ende April vergangenen Jahres die Umweltprobenbank für Humanproben an der Universität Münster und ist auch jetzt weiterhin in öffentlichen wissenschaftlichen Verbraucherschutz-Gremien tätig.  

Fritz H. Kemper wurde in Köln geboren und studierte Medizin in Bonn und Köln. Nach der Promotion im Jahre 1950 an der Universität Köln und Assistentenjahren in Frankfurt, wo er seine Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin erwarb, wandte er sich der Pharmakologie zu und kam 1955 an das damals von Prof. Dr. Dr. A. Loeser geleitete Pharmakologische Institut der Universität Münster. 1958 wurde er für das Fach Pharmakologie und Toxikologie habilitiert, 1964 zum außerplanmäßigen Professor und 1965 zum Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt. Nach der Emeritierung von Prof. Loeser wurde Kemper 1969 auf den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie berufen und zum Direktor des gleichnamigen Instituts der Universität Münster ernannt.  

Aufgrund seiner umfassenden internistischen Ausbildung war es Prof. Kemper stets ein besonderes Anliegen, die Verbindung zwischen Klinik und Pharmakologie zu pflegen. Eines seiner Hauptarbeitsgebiete ist die Umwelttoxikologie, insbesondere die Feststellung und Bewertung von (Schad-)Stoffbelastungen des Menschen. Mit der Idee einer Umweltprobenbank als Instrument der Umweltbeobachtung hat Prof. Kemper weltweit Beachtung gefunden. Die Umweltprobenbank des Bundes - Teilbank Humanproben - ist eine Einrichtung des Bundesumweltministeriums und arbeitet unter der Ägide des Umweltbundesamtes. Nach einer 10-jährigen Modellprojektphase war die Umweltprobenbank für Humanproben 1984 unter der Leitung Prof. Kempers an der Universität Münster fest etabliert worden. An weiteren fünf Standorten in Deutschland werden nach demselben Konzept Proben von Wasser, Boden, Pflanzen und Tieren gesammelt, analysiert und als eine mögliche Belastung für den Menschen bewertet.  

Weitere Schwerpunkte des Wissenschaftlers lagen in der Pharmakologie der endokrinen Organe sowie der Untersuchung der Wirkung pflanzlicher Arzneimittel, so genannter Phytopharmaka. An methodischen Entwicklungen, die auf Prof. Kemper zurückgehen, sind etwa ein Röntgengerät zur Darstellung von Körperschichten oder die unblutige Blutdruckmessung sowie Ergänzungs- und Ersatzmethoden zum Tierversuch zu nennen. Aufgrund seiner besonderen Verdienste hat er zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen erfahren. So erhielt er unter anderem die Ernst von Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer für Verdienste um die ärztliche Fortbildung, die Alexandre Besredka- und die Kurt Wolff-Medaille, die Kopernikus-Medaille der Medizinischen Akademie Krakau, Verdienstmedaillen der Universitäten Kairo und Monterrey/Mexiko sowie nicht zuletzt das Bundesverdienstkreuz in allen Stufen, zuletzt das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.  

Um die Medizinische Fakultät sowie auch um die allgemeine hochschulpolitische Arbeit an der Universität hat Prof. Kemper sich im Laufe von mehr als fünf Jahrzehnten als Mitglied der Fakultät immer wieder besonders verdient gemacht, sei es beispielsweise in mehreren Amtsperioden als Dekan, als Mitglied des Klinischen Vorstandes, als Mitglied der Ethik-Kommission, als Gründer der "Vereinigung der Freunde der Medizinischen Fakultät der WWU Münster" oder auch als langjähriges Mitglied des Konvents sowie über mehr als zwölf Jahre als Präsident des "Medizinischen Fakultätentages", der Vereinigung aller bundesdeutschen Medizinfakultäten. Seine breiten und profunden Kenntnisse und sein großes Engagement für aktuelle Fragen aus seinem Fachgebiet brachte und bringt Prof. Kemper auch durch seine Mitgliedschaft in einer großen Fülle nationaler und internationaler Gremien zum Ausdruck, so etwa in mehreren Kommissionen des Bundesgesundheitsamtes, in Sachverständigen- und Gutachter-Kommissionen mehrerer Bundesministerien, als Gutachter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, als Berater verschiedener Kommissionen der EG und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Eine sehr ungewöhnliche Ehrung erfuhr Prof. Kemper durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der eigenen Fakultät. Neben drei weiteren Ehrendoktoraten verlieh im 1998 die deutsche Ärzteschaft ihre höchste Auszeichnung, die Paracelsus-Medaille.  

Umweltprobenbank des Bundes