Pressemitteilung upm

Schonende Alternative zur Operation

Uniklinikum bietet bei bestimmten Tumoren jetzt eine Hochdosis-Bestrahlungstherapie an

Münster (upm), 12. Februar 2007

Körperstereotaxie
Professor Norman Willich und Dr. Iris Ernst vom UKM führen das so genannte "Bodyfix" vor, mit dem die Patienten vor der Bestrahlung exakt gelagert werden. Foto: upm

Das neue Therapieangebot der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Münster (UKM) ist im norddeutschen Raum weithin einzigartig: Bestimmte Formen von Tumoren und Metastasen können alternativ zu einer Operation jetzt mit einer speziellen Form der Strahlentherapie behandelt werden. Das Verfahren nennt sich Extrakranielle Stereotaktische Radiotherapie (ESRT) oder auch kurz Körperstereotaxie. "Im Prinzip ist dies die Ausweitung einer Technik, die wir schon seit längerem bei Hirntumoren anwenden, auf weitere Körperbereiche", erklärt Klinikdirektor Professor Dr. Normann Willich. Mit Oberärztin Dr. Iris Ernst, die zuvor am Universitätsklinikum Düsseldorf und am Klinikum Krefeld tätig war, hat Willich eine ausgewiesene Spezialistin für Radiotherapie ans UKM und in sein Ärzteteam geholt.  

Eine genaue Lagerung des Patienten und eine exakte Bestrahlungsplanung machen es bei der Körperstereotaxie möglich, dass mit höchster Präzision und hoher Strahlendosis nur der Tumor beziehungsweise die Metastase bestrahlt wird und das umliegende Gewebe verschont bleibt. "Bodyfix" nennt sich die Ausrüstung, die die Klinik hierfür angeschafft hat: Der Patient wird auf einer mit einem speziellen Material gefüllten Kunststoffmatratze zunächst in der Position gelagert, in der er später bestrahlt werden soll. Dann wird mittels einer Vakuumpumpe die Luft aus der Matratze abgesaugt, so dass quasi eine Abgussform des Körpers entsteht, die mehrfach verwendet werden kann. Die Atembeweglichkeit des Patienten wird zusätzlich mit einer leichten Bauchpresse minimiert. Anschließend wird ein Kunststoffgestell über dem Rumpf des Patienten platziert.  

In dieser fixierten Lagerung wird der Patient nun in einen Computertomographen geschoben. Der Tomograph erstellt ein maßstabsgerechtes Bild des Körpers. Sämtliche Daten werden im Planungsrechner erfasst, der Tumor exakt lokalisiert und abgegrenzt. "Die Strahlen kommen aus verschiedenen Richtungen und werden so berechnet, dass ihr Schnittpunkt genau in der Mitte des Tumors liegt", erläutert Willich. Die maximale Ungenauigkeit liegt bei nur einem Millimeter. Statt der sonst üblichen 25 oder 30 Einzelbehandlungen sind bei der Körperstereotaxie nur eine oder drei Behandlungen notwendig. "Der Tumor wird sozusagen mit scharfer Munition weggeschossen", führt Willich die hohe Wirksamkeit des Verfahrens bildlich vor Augen. Besondere Dienste leistet den Ärzten des UKM dabei ein so genanntes PET-CT. Über solch ein Hochleistungsgerät zur medizinischen Bildgebung verfügen außer dem UKM nur noch wenige andere Kliniken in Deutschland.  

Nach Angaben der behandelnden Ärztin Dr. Ernst ist das neue Verfahren hauptsächlich zur Therapie von Tumoren und Metastasen in Lunge und Leber geeignet. Es wird jedoch auch zunehmend bei Gallengangstumoren, Tumoren, die nahe an der Wirbelsäule liegen, und Bauchspeicheldrüsentumoren angewendet. Die Nebenwirkungen für den Patienten sind gering, die Erfolgsquote dagegen hoch. "Studien aus anderen Einrichtungen haben ergeben, dass bei acht von zehn Patienten, die mit ESRT behandelt wurden, nach drei Jahren an der behandelten Stelle kein Tumor nachgewachsen ist", berichtet die Spezialistin. "Bei bestimmten Krebsarten liegt die Erfolgsquote sogar bei bis zu 100 Prozent."  

 

Klinik für Strahlentherapie - Radioonkologie