Pressemitteilung upm

Vorstand stellt Modernisierungs- und Sanierungskonzept vor

Grünes Licht für die Pläne zur baulichen Neugestaltung der Uni-Kliniken

Münster (upm), 02. März 2007

Vorstand des UKM
Der Vorstand des UKM (v.l.): Pflegedirektor Michael Rentmeister, Ärztlicher Direktor Prof. Norbert Roeder, stellvertretender Ärztlicher Direktor Prof. Hermann-Joseph Pavenstädt sowie der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Volker Arolt

Der Vorstand des Universitätsklinikums Münster (UKM) hat dem Aufsichtsrat in seiner Sitzung Anfang März ein umfassendes Konzept zur wirtschaftlichen Gesundung und zur Zukunftssicherung des UKM vorgestellt. Der Aufsichtsrat gab grünes Licht für die Pläne des Vorstands, die bauliche Neugestaltung einzuleiten, darunter die Bettentürme zu sanieren und durch Anbauten zu ergänzen. Weiterhin wird erstmalig in einem Uniklinikum ein integriertes Qualitäts- und Risikomanagement, das sämtliche Bereiche des UKM umfasst, etabliert.  

Am 1.März stellte der Vorstand des UKM dem Aufsichtsrat das Konzept vor, mit dem Uniklinikum und Medizinische Fakultät Hochleistungsmedizin, hervorragende Patientenversorgung, Arbeitsplätze, Forschung und Lehre auf sehr hohem Niveau bei wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit sichern möchte. Der Aufsichtsrat stimmte in seiner Sitzung den Vorschlägen zur wirtschaftlichen und baulichen Sanierung des UKM zu. "Damit haben wir die Weichen gestellt, um auch künftig mit anderen Maximalversorgern regional und überregional im Wettbewerb bestehen zu können", betonte der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Norbert Roeder. Dr. Christoph Hoppenheit, Kaufmännischer Direktor des UKM, konnte an der Sitzung krankheitsbedingt nicht teilnehmen.  

Drei Punkte, die die Zukunft des UKM bestimmen, hatte der Vorstand auf die Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung gesetzt: Die Mittelfristplanung bis zum Jahr 2010, die Bau- und Strukturplanung sowie das klinikumsweite "Integrierte Qualitäts- und Risikomanagement", bundesweit ein Pilotprojekt unter den Unikliniken.Für 2006 muss das UKM trotz eines gestiegenen Case-Mix-Index, d.h. mehr Behandlungen schwer kranker Patienten mit komplexen Diagnosen, ein voraussichtliches Defizit in niedriger zweistelliger Millionenhöhe verbuchen. Zu den Ursachen zählten u. a. Einnahmeausfälle wegen des Ärztestreiks aber auch Rückstellungen. Zusätzlich kommen in diesem Jahr hohe Mehrbelastungen auf das UKM zu.  

Allein durch Mehrwertsteuererhöhung, Tarifabschlüsse sowie gesetzlich vorgeschriebene Beiträge zur Sanierung der Krankenkassen entstehen in 2007 zusätzliche Kosten in Höhe von 21 Millionen Euro. Einen großen Betrag davon wird das UKM nach Aussagen des Vorstandes noch in diesem Jahr durch ein Bündel an betrieblichen Maßnahmen zur Erlössteigerung und zur Kostensenkung reduzieren können. "Ohne unser Modernisierungs- und Sanierungsprogramm, das veränderte Strukturen und moderne Prozesse impliziert sowie ein darauf abgestimmtes Baukonzept enthält, würde unser Jahresdefizit bis 2010 auf rund 60 Mio. Euro steigen", machte Roeder klar. Die mittelfristige Finanzplanung, für die der Vorstand beim Aufsichtsrat um Zustimmung gebeten hatte, bildet die Auswirkungen der Sanierungen sowohl auf der Erlös- als auch auf der Kostenseite ab. Der Break-Even-Point soll, so der Vorstand in seinem Konzept, im Jahr 2009 erreicht sein. Roeder: "Ab dann können wir wieder positive Zahlen vorweisen."  

Das Vorstandskonzept beinhaltet ein starkes Wachstum im Bereich der Hochleistungsmedizin mit neuen Behandlungsangeboten für noch mehr Patienten, darunter verstärkt solche mit komplexeren Krankheitsbildern auch aus dem Ausland. In der Hochleistungsmedizin gehört das UKM zu den führenden Kliniken in Deutschland. Diese Stärke und Kompetenz soll entschlossen überregional weiter ausgebaut werden.So sollen künftig z.B. mehr Organ- und Knochenmarktransplantationen am UKM durchgeführt sowie die Kinderherzchirurgie und das Behandlungsangebot für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern ausgeweitet werden. Auch aus dem regionalen Umfeld sollen in vielen Kliniken des UKM mehr Patienten behandelt werden, z.B. in der Schlaganfallbehandlung auf der Stroke-Unit, in der Unfallchirurgie, in der Orthopädie und in weiteren Kliniken.  

Gleichzeitig müssen Personal-, Betriebs- und Sachkosten deutlich gesenkt, Patientenversorgung und Hochleistungsmedizin dabei jedoch weiter verbessert werden. "Betriebskosten werden durch die Zusammenlegung suboptimal ausgelasteter Stationen gesenkt, die Personalkosten können wir durch einen qualifikationsadaptierteren Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen", erklärte Roeder. Ärzte zum Beispiel sollen stärker von arztfremden Tätigkeiten entlastet werden. "Effizienzsteigerung, so wie wir sie verstehen, gelingt nicht allein dadurch, dass man Personal abbaut. Gleichzeitig müssen sich Strukturen und Prozesse so ändern, dass wir mit weniger Personal unser Leistungsniveau steigern können." In einigen Bereichen wird in Folge der Umstrukturierung aber auch mehr Personal benötigt als jetzt. Roeder: "Zunächst reden wir über eine leistungsorientierte Umverteilung." Der Vorstand halte es nicht für sinnvoll, undifferenzierten Personalabbau an die erste Stelle der Maßnahmen zu setzen. In Einzelfällen könnten betriebsbedingte Kündigungen jedoch nicht ausgeschlossen werden, so der Vorstand.  

Seine Ziele formulierte der Vorstand in der Aufsichtsratssitzung klar: Das UKM soll mit hervorragender Krankenversorgung den Medizinstandort Münster regional und überregional stärken, und die Medizinische Fakultät ihre Spitzenreiterposition in Forschung und Lehre weiter ausbauen. Zu den Maßnahmen, die der Vorstand etablieren will, um diese Ziele zu erreichen, gehört ein umfangreicher Umbau der Bettentürme: "Denn exzellentes Arbeiten ist auch abhängig von guten baulichen Voraussetzungen, von kurzen Wegen und von guten Arbeitsbedingungen", verdeutlichte Prof. Roeder.  

Für ein langfristiges baulich-funktionelles Konzept hatte der Vorstand dem Aufsichtsrat drei Alternativen vorgestellt: Die so genannte Greenfield-Variante, also einen kompletten Neubau des UKM, die Teilerneuerung durch Grundsanierung des Bestandes und Ergänzungsbauten sowie die Variante des Erhalts des "Status quo" mit minimalen Maßnahmen. Die neun Mitglieder des Aufsichtsrates bevorzugten die etwa 390 Millionen Euro teure Teilsanierung mit dem Ergänzungsbau zur Sicherstellung funktional optimaler Strukturen. "Wir sind froh, dass der Aufsichtsrat unsere Auffassung teilt", sagte Roeder. Damit, wie in dem Konzept vorgeschlagen in 2014 bereits alle Sanierungen abgeschlossen sein können, wird der Vorstand in Kürze eine Detailplanung für die bauliche Neugestaltung starten.  

In einem ersten Schritt soll an Stelle des bisherigen Parkhauses an der Albert-Schweitzer-Straße ein Neubau errichtet werden, der nahezu den gesamten Klinikbetrieb in einem Zentralgebäude vereint. Hier wird es eine zentrale interdisziplinäre Patientenaufnahme in guter Anbindung zu den zentralen Ambulanzzentren sowie zum Notfallzentrum geben. Gleichzeitig sollen die OP-Kapazitäten in einem chirurgisch-operativen Zentrum mit 14 Operationssälen zusammengefasst und neue Intensivbehandlungsbereiche geschaffen werden.  

Auch "Forschung und Lehre" profitieren vom Baukonzept: "Rund 10.000 Quadratmeter für moderne und flexibel nutzbare Forschungsflächen zusätzlich sind eingeplant, um zum Beispiel in einer langfristigen Perspektive Raum zu schaffen für die Exzellenzinitiative gemeinsam mit der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU)", erläuterte Professor Volker Arolt, Dekan der Medizinischen Fakultät der WWU. Außerdem sollen dann zentrale Flächen für die klinische Forschung und zur Durchführung neuer drittmittel-geförderter Forschungsprojekte zur Verfügung stehen, für die betriebswirtschaftliche Optimierung der Ausstattung durch Schaffung von Räumen für Core Facilities oder um die Hörsaalkapazitäten zu optimieren und mehr Kleingruppenräume für eine moderne Lehre zu ermöglichen - eine der Forderungen in der neuen Approbationsordnung. Diese strukturellen Investitionen sollen helfen, die seit Jahren von der Medizinischen Fakultät Münster eingenommene Spitzenstellung in Forschung und Lehre zu behaupten und auszubauen.  

Trotz Schaffung zusätzlicher, qualifizierter Forschungsflächen wird mit dem Konzept als ein wesentliches Ziel der Teilerneuerung die Gesamtfläche reduziert. Die bislang 215.798 Quadratmeter Nutzfläche wird mit der Teilerneuerung und der Zentralisierung von außen liegenden Kliniken in einem Ergänzungsbau um 28.152 Quadratmeter auf 187.646 Quadratmeter gesenkt. "Dadurch werden wir rund zehn Prozent der heutigen Betriebskosten einsparen", verdeutlichte Roeder. Weitere Ziele sind eine Verbesserung der Funktionalität und der Raumstandards, die Reduktion des Investitionsbedarfs durch Nutzung wesentlicher Teile des Bestands sowie die Berücksichtung des Denkmalschutzes einzelner Gebäude.  

Durch die Optimierung der medizinisch-pflegerischen Prozesse sowie der Entwicklung von klinischen Behandlungspfaden wird eine verbesserte Prozess- und Ergebnisqualität erzielt. "Durch die optimal aufeinander abgestimmten Behandlungsprozesse und die Verkürzung der Wartezeiten zwischen den Untersuchungen sowie den stetigen medizinisch-technischen Fortschritt können wir eine Reduktion der Verweildauer für den Patienten erreichen", erklärte Roeder. Durch gemeinsames Ressourcenmanagement in allen zentral geführten Dienstleistungseinrichtungen, insbesondere des Intensivbereichs, der Endoskopie und der Funktionsdiagnostik können effiziente Verbesserungen im Klinikalltag erreicht werden. Roeder: "Wir erreichen einen höheren Nutzungsgrad der Räume sowie eine Verkürzung der Wege für Patienten. Damit reduzieren wir die Kosten, können gleichzeitig aber auch die Versorgungsqualität noch weiter verbessern."  

Strukturverbesserungen im ärztlichen Bereich bringt die geplante baulich-organisatorische Zentralisierung und Optimierung der Stationsgrößen. "Dadurch können wir Bereitschaftsdienste teilweise übergreifend organisieren", sagte Roeder. Er verwies auf die Asklepios Klinik in Altona: Diese erhielt kürzlich den Topit Quality Award 2007, bei dem eine unabhängige Fachjury das Kundenmanagement der Klinik, aber auch die Hochleistungsmedizin sowie den Umgang und die Kommunikation innerhalb der Klinik sowie mit Angehörigen und Kooperationspartnern beurteilte. "Dieses Krankenhaus hat einen vergleichsweise niedrigen Personalstand. Was die können, schaffen wir auch", zeigte sich Roeder überzeugt.  

Als ein wichtiges Hilfsmittel auf dem weiteren Weg zu den Top-Krankenhäusern Deutschlands nannte der Vorstand die Einführung eines klinikumsweiten integrierten Risikomanagementsystems. "Für die Sanierungsphase und darüber hinaus ist das Erkennen, Abwehren und Begrenzen von Risiken sowohl im medizinischen als auch im finanziellen Bereich von großer Bedeutung", erläuterte Roeder. Als erstes Universitätsklinikum deutschlandweit hat das UKM deshalb ein solches System, das betriebliche und klinische Risiken direkt miteinander verbindet, konzipiert und umgesetzt. Es erlaubt dem Vorstand vollständig und zeitnah wesentliche Risiken aus allen Bereichen des UKM zu erkennen und zu bearbeiten.  

Universitätsklinikum Münster