Pressemitteilung upm

Interdisziplinäre Nachwuchsförderung

Neues Graduiertenkolleg der Universität Münster wird eröffnet

Münster (upm), 03. Mai 2007

Es gibt Grund zum Feiern: An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird am 11. Mai das Graduiertenkolleg "Erzeugung von supramolekularen Hohlräumen - Containermoleküle, Makrozyklen und verwandte Verbindungen" eröffnet. An dem interdisziplinären Projekt beteiligt sind sechs Arbeitsgruppen aus der Anorganischen, Organischen und Physikalischen Chemie, eine Wissenschaftlerin aus der Physik sowie die Holland Research School of Molecular Chemistry (HRSMC) mit drei Universitäten aus Amsterdam und Leiden. Das Graduiertenkolleg wird über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit insgesamt 1,7 Millionen Euro unterstützt.  

Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen, durch die der wissenschaftliche Nachwuchs unterstützt werden soll. Daher umfasst die Förderung der DFG für das aktuelle Projekt unter anderem zehn Stipendien für Doktoranden. Die qualifizierten jungen Wissenschaftler werden in die Arbeit der beteiligten Lehrstühle und Arbeitsgruppen einbezogen. Eine internationale Kooperation ist Teil des Projekts: Die Doktoranden werden mindestens ein halbes Jahr an einer der niederländischen Partneruniversitäten verbringen. "Wir wollen den internationalen Charakter des Projekts demonstrieren", erklärt Prof. Dr. Werner Uhl vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie. "Unsere Doktoranden sollen nicht nur eine andere Sprache und Kultur kennen lernen, sondern auch andere Methoden, die von den niederländischen Kollegen eingesetzt werden." Die Professoren der WWU werden am Ende gemeinsam mit ihren niederländischen Kollegen die Dissertationen der Stipendiaten begutachten.  

Den Forschern des Graduiertenkollegs ist interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig: Zum Beispiel werden Moleküle, die Wissenschaftler der anorganischen oder organischen Chemie herstellen, im Institut für Physikalische Chemie weiter untersucht. Die Wissenschaftler interessieren sich dabei für so genannte Supermoleküle, die aus mehreren einzelnen Molekülen bestehen. Zu den Supermolekülen gehören zum Beispiel Enzyme, die in der Biochemie eine wichtige Rolle spielen. Ein Schwerpunkt des Projekts soll auch die Herstellung von Containermolekülen werden. Diese Verbindungen besitzen große Hohlräume, über die sie mit anderen Molekülen selektiv in Wechselwirkung treten können - quasi nach einem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Unter Umständen kann solch ein Hohlraum als Reaktionsraum dienen und chemische Reaktionen so beeinflussen, dass sie schneller ablaufen. Das Containermoleküle genutzt werden könnten, um Anwendungen - zum Beispiel in der Industrie - zu optimieren, ist denkbar, aber derzeit noch Zukunftsmusik: Die Wissenschaftler erforschen zunächst, wie man solche Moleküle baut.  

Für das neue Graduiertenkolleg interessant ist auch die Beschreibung und Herstellung von so genannten Makrozyklen, also Ringen aus mindestens zwölf Kohlenstoffatomen, die aber auch andere Atome wie Sauerstoff oder Stickstoff enthalten können. Diese Ringe können aggregieren und dadurch komplexe Strukturen bilden. Solche Verbindungen gibt es auch in der Natur, zum Beispiel im menschlichen Körper: Der Makrozyklus Porphyrin ist ein wirksamer Bestandteil des Supermoleküls Hämoglobin, das verantwortlich ist für den Sauerstofftransport im Blut.  

Die Wissenschaftler haben mit ihrer Arbeit an dem Projekt bereits begonnen. Der Startschuss fällt jetzt auch in offiziellem Rahmen. Das Graduiertenkolleg wird am 11. Mai feierlich im münsterschen Erbdrostenhof eröffnet. Das Eröffnungsprogramm gibt Hinweis auf den internationalen Charakter des Kollegs: Wissenschaftler der WWU, der Universität Leiden sowie der Universität Cardiff werden in Vorträgen Einblicke in ihre aktuellen Arbeiten geben.  

Graduiertenkolleg 1444