Pressemitteilung upm

Kommission soll Klarheit schaffen

Medizinische Fakultät Münster kündigt rückhaltlose Aufklärung an

Münster (upm), 24. Mai 2007

In welchem Umfang war der 1958 verstorbene münstersche Hygieniker Prof. Dr. Karl Wilhelm Jötten in die Rassenpolitik der Nationalsozialisten verstrickt? Diese in den letzten Tagen in den münsterschen Medien aufgeworfene Frage soll im Auftrag der Medizinischen Fakultät der WWU eine Untersuchungskommission klären, in der renommierte Mediziner, Historiker und Juristen zusammen arbeiten werden. Auch Studierende sollen in dem Gremium mitwirken, dessen Gründung derzeit vorbereitet wird.  

"Die Hinweise, die bisher zur Biografie Jöttens vorliegen, werfen einen Schatten auf die Geschichte unserer Universität. Um Klarheit zu bekommen und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen zu können, gibt es nur einen angemessenen Umgang mit dem Thema: schnelle und rückhaltlose Aufklärung", teilten Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles und Dekan Prof. Dr. Volker Arolt in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Dass es kein leichtes Unterfangen sei, 62 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur und 49 Jahre nach dem Tod von Prof. Jöttgen den damaligen Sachverhalt lückenlos aufzuklären, liege auf der Hand. In einem ersten Schritt seien die verfügbaren Unterlagen zu Jötten gesichtet worden, darunter die Personalakte des Wissenschaftlers.  

Forscher der Universität Münster haben sich in der Vergangenheit immer wieder mit der Rolle von Ärzten und Wissenschaftlern anderer Fakultäten im Dritten Reich beschäftigt und zahlreiche Untersuchungen veröffentlicht. Das Rektorat der Universität und das Dekanat der Medizinischen Fakultät Münster werden diese Forschungsarbeiten weiter aktiv begleiten und unterstützten, heißt es in der Erklärung. Hilfe erhofft sich die Universität in diesem Zusammenhang auch von der amerikanischen Historikerin Sheila F. Weiss von der Clarkson University, die international als Expertin für die NS-Rassenpolitik gilt, und in wenigen Wochen wieder zu einem Forschungsaufenthalt nach Deutschland kommt. "Dann werden wir mit ihr auch über Jötten reden", kündigte Medizin-Dekan Prof. Arolt an.