Pressemitteilung upm

Französische Brieffreundschaften

Büchner-Preisträger Mosebach liest auf Tagung der WWU

Münster (upm), 19. Juni 2007

Bekannt geworden ist er vor allem durch den Romanzyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Doch Marcel Proust schrieb in einsamen Nächten auch lange Briefe an die Außenwelt. Wissenschaftler aus aller Welt kommen vom 21. bis 24. Juni 2007 nach Münster, um sich mit der umfangreichen Korrespondenz des französischen Schriftstellers zu beschäftigen. Prof. Dr. Achim Hölter vom Germanistischen Institut der WWU Münster und Prof. Dr. Karin Westerwelle, Romanisches Seminar, organisieren die DFG-geförderte Tagung, die von Martin Mosebach, dem diesjährigen Träger des bedeutenden Georg-Büchner-Preises, eröffnet wird. Der Schriftsteller verfasste unter anderem literaturkritische Essays zu Proust. Seine Lesung über Prousts Lektüre von "1001 Nacht" beginnt am Donnerstag, 21. Juni 2007, um 20 Uhr im Erbdrostenhof (Salzstraße 38).  

Die Proust-Forschung hat den Blick in der vergangenen Jahren zunehmend auf die Briefe des Schriftstellers gerichtet. Auch in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" spielen Briefe eine entscheidende Rolle: Liebesbeziehungen beginnen oder enden durch sie, schriftliche Korrespondenzen fädeln gesellschaftliche Begegnungen ein. Da sich die Briefeschreiber meist verstellen oder falsche Nachrichten versenden, beeinflussen ihre Botschaften die Beziehungen der Personen im Werk des französischen Autors negativ. Anders die Funktion der Briefe in Prousts tatsächlichem Leben: Über sie hielt er Kontakt zur Außenwelt, während er in nächtlicher Abgeschiedenheit an seinem größten Werk arbeitete.  

Das münstersche Kolloquium ist ein Beitrag zur Erforschung der Proustschen Korrespondenz. Klären soll es, ob die Briefe lediglich Anhaltspunkte über die historisch-biografische Entwicklung des Schriftstellers und seine Zeit geben oder ob sie über einen eigenen ästhetischen Gehalt verfügen. Die Tagung richtet sich an alle Interessierten, Wissenschaftler, Studierende und Proust-Leser.  

Jahr der Geisteswissenschaften