Pressemitteilung upm

Wo Dracula auf Bären trifft

Studierende der WWU Münster präsentieren Befragung zum Balkan

Münster (upm), 11. Juli 2007

Balkan
Willkommen auf dem Balkan: Prof. Penka Angelova und Prof. Dr. Reinhard Meyers brachten Studierenden der WWU Münster Südosteuropa näher. Foto: jri

Rumänien verbinden Münsterländer spontan mit Graf Dracula, Armut und Bären, die in Städten Mülltonnen plündern. Mit dem Balkan assoziieren viele irrtümlich den ungarischen Plattensee, so die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Befragung von 85 Bewohnern des Münsterlandes. Studierende des Instituts für Politikwissenschaft an der WWU Münster führten die kleine Studie im Rahmen des Seminars "Balkanidentitäten" durch. "Die Ergebnisse offenbaren Kenntnislücken", sagt Prof. Dr. Penka Angelova, die das Seminar als bulgarische Gastprofessorin im Sommersemester mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Meyers betreut hat.  

Unkenntnis zeigt sich nicht nur bei der geografischen Einordnung: Einige Teilnehmer der Studie ordneten sogar Russland und Tschechien dem Balkan zu. Ein Witzbold verband gar den münsterschen Gastronomiebetrieb "Balkanhütte" mit der Region am Mittelmeer. Immerhin: Als bekannte Bulgaren nannten einige der Befragten Schriftsteller Elias Canetti und Verpackungskünstler Christo.  

Wirtschaftlich assoziierten die meisten Rückständigkeit, Armut und billige Arbeitskräfte mit dem Südosten Europas. Gleichzeitig skizzierten sie die dort lebenden Menschen als freundlich und aufgeschlossen und verbanden mit den Balkanländern Urlaub, schöne Landschaften und Sonne. Politisch ordneten viele der Befragten der Region immer noch negativ besetzte Begriffe wie Krieg, ethnische Konflikte und Kriminalität zu. Immerhin 24 Teilnehmer der Befragung hatten den Balkan schon einmal bereist.  

"Medien und Bildungsinstitutionen zeigen offensichtlich immer noch ein sehr eingeschränktes Bild von Südosteuropa", schließt Prof. Angelova aus den Ergebnissen. Dabei sei der Balkan mehr als eine von Krisen gebeutelte Region. Er stelle ein Laboratorium dar, wo sich neben Relikten aus vergangenen Epochen besonders in den Bereichen Gesellschaft und Familie viel verändere. "Wie bei 'Jurassic Park' wachen hier alte Dinosaurier auf, die man für lange tot gehalten hat", betont sie.  

Die stereotypen Ergebnisse der Befragung sehen auch die Studierenden des Seminars kritisch. Westeuropa habe sich offensichtlich weiterentwickelt, ohne seine osteuropäischen Nachbarn zu betrachten, stellt etwa die 20-jährige Politikstudentin Louise Metrich fest. Mit einer im Seminar erstellten Homepage wollen die engagierten Studierenden nun dazu beitragen, differenziertes Balkan-Wissen in der Bevölkerung zu fördern. Sie ist unter http://balkanidentitaeten.uni-muenster.de abrufbar.  

Website zum Seminar "Balkanidentitäten"