Pressemitteilung upm

Abkühlen statt Aufwärmen

Wissenschaftler der WWU Münster untersuchen den Einfluss von Kälte auf Leistungsfähigkeit

Münster (upm), 02. August 2007

Kühlweste
Mit Kühlweste und kalter Luft zum Erfolg: Dr. Sandra Ückert und Prof. Dr. Winfried Joch untersuchen den Einfluss von Kälte auf sportliche Leistungen. Foto: jri

Drei Runden um die Turnhalle, zehn Liegestütze und ein bisschen Seilspringen: Generationen von Sportlern machten sich erst mal warm, bevor sie loslegten. Pfiffige Trainingswissenschaftler der Universitäten Münster und Dortmund gehen in ihren Untersuchungen den umgekehrten Weg: Sie stecken Sportler vor dem Training in den Gefrierschrank. Mit Erfolg, wie Prof. Dr. Winfried Joch vom Arbeitsbereich Trainingswissenschaft der WWU Münster bestätigt: "Wir haben Leistungssteigerungen bis zu zehn Prozent festgestellt."  

Das Prinzip ist so alt wie die Menschheit: Wenn wir schwitzen, suchen wir Abkühlung. Ähnlich funktioniert das so genannte Polarium, das auch Rheumatologen in der Schmerztherapie einsetzen. Minus 120 Grad Celsius herrschen in dem Großraumkühlschrank, den sich Sportler künftig beim Training zunutze machen könnten. Für ihre Untersuchung schleusten Prof. Joch, die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Sandra Ückert und Studierende der Uni Münster Leistungs- und Breitensportler in Sportkleidung durch den Kälteraum.  

Zwei Minuten reichen, um bei anschließenden Messungen bis zu 26 Minuten nach dem Kühl-Kick noch leistungssteigernde Effekte nachzuweisen. Davon profitieren Amateurathleten stärker als Spitzensportler. "Durch Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen, die Blutmenge konzentriert sich im Körperzentrum", erklärt Prof. Joch das Ergebnis. Die Muskulatur wird besser durchblutet, Herzfrequenz und Körpertemperatur sinken - ein Effekt, den sich Ausdauersportler wünschen.  

Denn wenn der Organismus beim Leistungssport auf Hochtouren läuft, kann der Körper entstehende Wärme durch Schwitzen nicht mehr vollständig ausgleichen. Die Folge sind etwa überhitzte Marathonläufer, deren Körper während des Laufs bis zu 97 Prozent ihrer Gesamtenergie für die Thermoregulation aufbringen müssen, damit der Kreislauf nicht kollabiert. Der Gefrierschrank zu Trainingsbeginn verzögert den Temperaturanstieg. "Das bedeutet eine energetische Entlastung für den Sportler", so Dr. Ückert.  

Doch überhitzten Fitness-Freaks hilft nicht nur die Kühlbox vorm Sport, sondern auch eine ultraleichte Kühlweste während des Trainings. In ihr eingearbeitete Kristalle speichern Kälte. Ähnlich, wie Muttis Wadenwickel früher fiebersenkend wirkten, kühlen die feschen Leibchen überhitzte Sportler. Einen ähnlichen Effekt hat auch Kaltluft, die Körperpartien gezielt erfrischt.  

Sportler aus südlichen Ländern nutzen den Kühleffekt schon länger. Doch ausgerechnet die Wissenschaftler aus dem kalten und verregneten Westfalen haben den Effekt nun erstmalig untersucht und nachgewiesen. Statt sich wie früher aufzuwärmen, könnten Athleten deshalb vielleicht schon bei den nächsten Olympischen Spielen in Peking richtig cool an den Start gehen.