Pressemitteilung upm

Die Bibel im Alltag

DFG-Projekt untersuchte Bibelverständnis der Deutschen

Münster (upm), 17. September 2007

Lesen Wissenschaftler die Bibel anders als Laien? Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt "Bibelverständnis in Deutschland" zeigte, dass kaum Unterschiede zwischen diesen Lesergruppen bestehen. Das Team um Prof. Dr. Martin Ebner vom Seminar für Exegese des Neuen Testaments und Prof. Dr. Karl Gabriel vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften der WWU Münster präsentierte die Ergebnisse des interdisziplinären Projekts auf einer zweitägigen Tagung "Wie Laien die Bibel lesen" im münsterschen Franz-Hitze-Haus.  

"Das sind Geschwister mit großen Ähnlichkeiten", verglich Prof. Ebner alltägliche und wissenschaftliche Bibelauslegung abschließend. Das Projekt habe die landläufige Annahme widerlegt, dass in methodischer Hinsicht ein Unterschied zwischen beiden Exegesen bestehe. So habe die Untersuchung gezeigt, dass auch Laien Bibeltexte nach bestimmten Methoden auslegten.  

Das DFG-Projekt leistete auf vielen Gebieten Pionierarbeit: Alltagsleser waren erstmals Schwerpunkt der Forschung zur Bibelauslegung. Die Wissenschaftler entwickelten eine eigene Auswertungsmethodik, um Sinnkonstruktionsprozesse von Lesern unter die Lupe zu nehmen. Es zeigte sich, dass Textverstehen stark vom jeweiligen Orientierungsrahmen abhängt. Diese Rahmen setzen sich zusammen aus verschiedenen sozialen Faktoren wie Bildung oder Beruf, werden aber auch geprägt vom sozialen Umfeld. Teilweise habe die Perspektive der Alltagsleser einen so großen Einfluss auf die Bibellektüre gehabt, dass sie beim Lesen nur das wahrnahmen, was ihrem Wertemuster entsprochen hätte, so Prof. Ebner.  

Auf der Tagung präsentierten die Wissenschaftler nicht nur ihre Forschungsergebnisse. Die Teilnehmer gewannen auch einen interaktiv-praktischen Zugang zum Projekt: Sie konnten in die Rolle einer der zwölf untersuchten Lesergruppen schlüpfen. Wie verschiedene Lesergruppen bei identischen Texten zu unterschiedlichen Auslegungen kommen, erfuhren sie so direkt. Darüber hinaus konnten sie den Forschern beim Auswerten der empirischen Daten über die Schulter blicken.  

DFG-Projekt Bibelverständnis in Deutschland