Pressemitteilung upm

Migration und Diaspora

Historiker-Tagung zum Thema Migration und Diaspora an der WWU Münster

Münster (upm), 20. September 2007

Das Stück knusprige Pizza zum Mittagessen oder der saftige Döner abends auf dem Heimweg: Nicht nur Deutschlands Esskultur wäre ohne Einwanderer ärmer. Migration vernetzt seit Jahrhunderten Gesellschaften rund um den Globus und sorgt für einen regen Austausch der Kulturen. Auf der Fachtagung "Migration und Diaspora" des Arbeitskreises für Außereuropäische Geschichte (AAG) beschäftigen sich vom 27. bis 29. September 2007 Historiker mit diesem Thema. Organisiert wird der Kongress von Prof. Dr. Silke Hensel vom Historischen Seminar der WWU Münster.  

"Wanderungsbewegungen sind kein neues Phänomen. Die Untersuchung historischer Migrationsprozesse kann Reflektionswissen bereitstellen, das zum Verständnis aktueller Phänomene beitragen kann. In der Regel zeigt sich nämlich, dass Wanderungsprozesse wesentlich komplexer sind, als angenommen wird", begründet Prof. Hensel das Interesse der Forscher. Die Motive von Einwanderern stehen auf der Konferenz ebenso im Mittelpunkt wie der gesellschaftliche Umgang mit ihnen. Um Parallelen ziehen zu können, will der Arbeitskreis auf dem Kongress zunächst die häufig synonym verwendeten Begriffe Migration und Diaspora voneinander abgrenzen.  

Diaspora bezeichnete ursprünglich geschlossene jüdische Siedlungen in Babylonischem Exil und Palästina nach dem Untergang des Reiches Juda. Heute wird der Begriff auch im Zusammenhang mit anderen Minderheiten gebraucht, die aus ihrer Ursprungsregion flüchten mussten. Diasporagemeinden sind nicht freiwillig ausgewandert, leben verstreut über die ganze Welt und wünschen sich zurück in ihr Ursprungsgebiet. Demgegenüber erwarten Migranten vor der Auswanderung häufig, dass sich ihr Leben im Zielland verbessert. Doch das Gegenteil ist meist der Fall: Sie sind von vielen staatlichen Leistungen ausgeschlossen und werden Opfer von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.  

Welche Rolle Migration und Diaspora für die Entwicklung einer Identität spielen, beleuchten Referenten und Tagungsteilnehmer in Vorträgen und Diskussionen. Weitere Aspekte des Kongresses sind Geschlecht und Migration, Kulturtransfer und Kulturkonflikte. Darüber hinaus soll gezeigt werden, wie Lehrer das Thema im Schulunterricht behandeln können.  

Der AAG, angesiedelt im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, will mit seiner Arbeit außereuropäische Erfahrungswelten stärker ins Bewusstsein der Geschichtswissenschaft rücken. Seit 1980 schließen sich in ihm Historiker zusammen, die auf außereuropäischen Gebieten forschen. Ziel ist es, internationale Geschichte stärker in deutschen Lehrplänen an Schulen und Hochschulen zu verankern und aus ihr zu lernen.  

Historisches Seminar