Pressemitteilung upm

Deutschlands Straßen nur im Mittelfeld

Neue Studie zur Infrastruktur des Verkehrs in Europa

Münster (upm), 05. Oktober 2007

Verkehrsinfrastruktur
Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig (zweiter von links) stellte die Verkehrs-Studie in Berlin vor Foto: Privat

Im Ausland steht Deutschland oft für mehrspurige Autobahnen in tadellosem Zustand. Doch wie ist es in Wirklichkeit um die Leistungsfähigkeit von Straßen, Schienen und Flughäfen bestellt? Das Institut für Verkehrswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat gemeinsam mit der KCW GmbH im Auftrag des Berliner Instituts für Mobilitätsforschung eine neue Studie zur Verkehrsinfrastruktur in Europa vorgelegt. Sie zeigt, dass sich Deutschland bei der quantitativen Ausstattung mit Straßeninfrastruktur durchweg nur im Mittelfeld bewegt.  

Deutschland verfügt nicht, wie häufig vermutet, über das dichteste Straßennetz Europas. Hier führen vielmehr die Niederlande mit einer hohen Netzdichte. Bei den qualitativen Kriterien, wie der Verbindungsgüte (die Durchschnittsgeschwindigkeit, um von A nach B zu gelangen) und dem Modernitätsgrad schneidet Frankreich besonders gut ab. Schweden mit seiner geringen Bevölkerungsdichte dagegen ist Tabellenführer in Sachen Sicherheit und Staufreiheit.  

Bei der Schieneninfrastruktur schneidet Deutschland quantitativ deutlich besser ab: Schienen und Bahnhöfe befinden sich dort, wo die höchste Bevölkerungsdichte und damit der höchste Mobilitätsbedarf herrschen. Nur beim Indikator "Dichte Schnellfahrtstrecken" nimmt es eine schwache Position ein. Demgegenüber führt die Schweiz beim Kriterium Pünktlichkeit im Schienenverkehr ebenso wie auch bei der Schienenanbindung der Flughäfen. Was die Dichte mit Start- und Landebahnen insgesamt betrifft, erreicht Deutschland weit hinter den erstplatzierten Niederlanden nur den vorletzten Platz. Besser schneidet es bei der Dichte mit langstreckentauglichen Flughäfen ab, wo es immerhin den dritten Platz belegt.  

Die von Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig, Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaft der WWU Münster, gemeinsam mit anderen Verkehrsexperten in Berlin vorgestellte Studie ergibt einen klaren Trend: Länder mit einer strategischen Politiksteuerung, die durch verkehrspolitische Leitbilder und Ziele geprägt ist, können gute Ergebnisse bei der Leistungsfähigkeit ihrer Verkehrsinfrastruktur vorweisen. Langfristige politische Strategien bringen mehr als projektbezogene Einzelfallentscheidungen.  

Bei der Schieneninfrastruktur ergibt sich ein Zusammenhang zwischen dem fiskalischen Föderalismus und der Netz- sowie Bahnhofsdichte, vermutlich weil in föderal geprägten Systemen die regionalen Gebietskörperschaften viel Wert auf den Anschluss an das nationale Schienensystem legen. Bei der Pünktlichkeit zeigen sich relativ starke Zusammenhänge mit der strategischen Politiksteuerung und effizienten Planungs- und Genehmigungsverfahren.  

Den positiven Einfluss einer strategischen Politiksteuerung zeigt das Beispiel der Niederlande, die mit ihrem Mainport-Konzept bei Flughäfen recht erfolgreich sind. Effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren weisen einen deutlichen Zusammenhang mit den Kapazitäten der Langstreckenflughäfen sowie mit der Dichte der Start- und Landebahnen auf. In Deutschland sehen die Fachleute angesichts der häufig langwierigen und schwierigen Planungsprozesse noch Verbesserungsmöglichkeiten.  

Die vollständige Studie kann beim Institut für Mobilitätsforschung (ifmo) unter www.ifmo.de bestellt oder herunter geladen werden.  

 

Institut für Verkehrswissenschaft