Pressemitteilung upm

Chronologie der Erde

Universität Münster gedenkt Prof. Dr. Borwin Grauert (1931-2007)

Münster (upm), 12. Oktober 2007

Prof. Dr. Borwin Grauert, ehemaliger Leiter des Zentrallabors für Geochronlogie (ZLG) am Institut für Mineralogie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, ist in den Semesterferien im Alter von 75 Jahren gestorben.  

Borwin Grauert wurde am 12. Dezember 1931 in Ludwigshafen/Rhein geboren. Seine Schulzeit war durch Einschränkungen und Zwänge der Kriegszeit geprägt. Bedingt durch die Bombardierung der Großstädte wurde er mit vielen seinen Mitschülern gegen Ende des Kriegs ins Allgäu evakuiert. Nach Kriegsende ist er von dort mit zwei Mitschülern zu Fuß zurück ins Rhein-Neckargebiet gelaufen. Einer seiner Begleiter war der spätere Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach dem Krieg machte Grauert bis 1950 eine Lehre als Zimmermann. Daran schloss er eine Grundausbildung in Metallbearbeitung an und machte in dieser Zeit sein Abitur. Nach einer weiteren Lehre von 1953 bis 1956 als Photograph arbeitete Grauert bis 1957 in diesem Beruf, ehe er sich entschloss, ab 1958 in München Geologie zu studieren, wo er den Diplom-Abschluss erwarb.  

Von 1964 bis 1966 studierte er Mineralogie in Bern und ab dem WS 1966/67 zusätzlich Kristallographie an der ETH Zürich. 1968 wurde er an der Universität Bern promoviert. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Universität München war er von 1969 bis 1975 Assistent und Oberassistent am Labor für Geochronologie der ETH Zürich. Dazwischen verbrachte er zwei Jahre als Research Fellow am Department of Terrestrial Magnetism der Carnegie Institution in Washington, USA.  

Seit dem Wintersemester 1975 war er Professor am Institut für Mineralogie der WWU Münster, wo er das Zentrallabor für Geochronlogie (ZLG) aufbaute. Das ZLG wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichtet, um Wissenschaftlern in Deutschland zu ermöglichen, Altersbestimmungen an geologischen Proben durchzuführen. Durch diese Einrichtung ist eine Vielzahl an Wissenschaftlern aus ganz Deutschland über die Jahre nach Münster gekommen, um an ihren Forschungsprojekten zu arbeiten. Das ZLG diente auch als "Inkubator", denn viele Wissenschaftler, die dort die Methodik der Isotopenanalysen erlernt haben, bauten später an anderen Standorten Isotopenlabore, die jetzt zu Standardeinrichtungen vieler geowissenschaftlich orientierter Institute geworden sind. Zur Entwicklung der Isotopengeochemie in Deutschland hat Prof. Grauert sehr viel beigetragen.  

Sein wissenschaftliches Interesse galt besonders dem Feld der Geochronologie, in dem er schon sehr früh wichtige Beiträge leistete. In den 80er und 90er Jahren war Grauer mit seiner Arbeitsgruppe aktiv am Kontinentalen Tiefbohr-Projekt beteiligt und hat hier wichtige Ideen und Ergebnisse geliefert. Seine Arbeiten zur Geochronologie der Alpen und des mitteleuropäischen Grundgebirges haben wesentlich zum heutigen Kenntnisstand der Geologie Europas beigetragen.  

Durch seine Schlüsselstellung in der Geochronologie und als Leiter des Zentrallabors für Geochronologie haben viele Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler Borwin Grauert persönlich kennen und schätzen gelernt. Er war ein Forscher, der das Labor und seine analytischen Geräte über alles liebte. Im Umgang mit anderen war er bescheiden und zurückhaltend und hat sich nie in den Vordergrund gedrängt. Getreu seinem Motto, dass er dem wissenschaftlichen Nachwuchs das gleiche hohe Maß an Betreuung bieten wolle, das er selbst erfahren hatte, stand er jederzeit als kompetenter, geduldiger und unermüdlicher Lehrer zu Verfügung.  

Mineralogisches Institut